Stilikone über dem See
Hommage an die klassische Moderne
Er beherrscht sie perfekt, die Klaviatur der klassischen Moderne: Titus Bernhard – bekannt für seine ungewöhnlichen Einfamilienhäuser der etwas anderen Art – schuf mit ,Haus K‘ ein weniger experimentelles, aber nobles und elegantes Haus, einen Prototyp der früheren Avantgarde. Moderner als beim „Urtyp“ der weißen Villen ist hier der virtuose Umgang mit den Blickbezügen. Wie ein Bilderrahmen fungiert die Einfassung durch weiße Betontore, die je nach Perspektive immer wieder andere Ansichten erzeugen – und so dem Einfamilienhaus etwas Exklusives geben, das man anschauen muss – eben so, wie ein kostbares Gemälde im Museum. Der gleißend weiße Marmorputz unterstreicht zusätzlich die extravagante Anmutung des Hauses.
Das doppelgeschossige Gebäude entstand 2012 auf einem großzügigen Grundstück in Starnberg-Söcking. Die Wohnfläche beträgt 375 m² von insgesamt 480 m² samt Nutzfläche. Durchdringungen, Verschachtelungen, Oberlichter und Lichthöfe strukturieren die Räume. Die Wohnräume des Erdgeschosses gehen nahtlos in die Terrassenlandschaft über, die sich bis zum langgezogenen Pool erstreckt. Wie für viele seiner Bauten erhielt der Architekt auch für dieses Werk einen Preis: den „best architects award 2013“. Seit er sich 1994 mit seinem eigenen Büro selbständig machte, kamen jede Menge „awards“ zusammen. Davor hatte Titus Bernhard unter anderem bei Giorgio Grassi in Mailand und bei Richard Meier in New York gearbeitet – und letzterer könnte für Haus K Pate gestanden haben. Extremer Minimalismus scheint hier das Entwurfsmotto gewesen zu sein. Hört man den Vorträgen von Titus Bernhard über seine Arbeit zu, interessieren ihn weniger Stilfragen als vielmehr die Auseinandersetzung mit dem spezifischen Ort, das Verhältnis zwischen „Dienstleistung“ für den Bauherrn und der eigenen architektonischen Haltung sowie die Entwicklung eines Leitmotivs. Bernhards Häuser zeichnen sich durch Zeitlosigkeit und teils enormer Wertschöpfung aus.
Der Eindruck, Bernhard habe sich ausschließlich dem Villenbau verschrieben, wäre falsch. Das Spektrum seiner Bauten umfasst auch große Wohnanlagen, öffentliche Bauten und sogar das Fußballstadion des FC Augsburg.
Die Schönheit der Starnberger Villa schmälert dies nicht: Hier ist Bernhard ein bestechend klares Ensemble von Natur, Gebäude und Landschaft – wie geschaffen für das Lehrbuch – gelungen.
www.titusbernhardarchitekten.com
Architekten:
Titus Bernhard Architekten
www.titusbernhardarchitekten.com
Fotos:
Jens Weber
www.jensweber.net