Phantasievoll und farbenfroh
Die Außenanlagen des Katalysezentrums in Garching
2015 wurde das neue Katalysezentrum, ein Prestigeobjekt der Technischen Universität München, auf dem Campus in Garching eröffnet. Es handelt sich hierbei um ein reines Forschungsgebäude, die Büros befinden sich im angrenzenden Altbau. Hier werden chemische Reaktionsprozesse unterschiedlicher Materialien getestet, um sie später in Technik und Wissenschaft anwenden zu können.
Die landschaftsarchitektonische Gestaltung wurde an das Büro Mahl-Gebhardt-Konzepte direkt vergeben. Das rechteckige Gebäude des Katalysezentrums umschließt einen Innenhof. Bei der Wahl der Materialien zur Gestaltung dieser Fläche verfiel man auf eine sehr besondere und ungewöhnliche Idee: Die Landschaftsarchitekten entschieden sich für EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk), einen künstlichen Kautschuk, den man gerne auch in Gestalt von Fallschutzplatten in Kindergärten, auf Spiel- oder Sportplätzen einsetzt. Dies entsprach auch dem Wunsch der Nutzer, da im Forschungszentrum auch mit diesem Material gearbeitet wird.
In teils grellen Farben – türkis, grün, orange, ocker – mäandern nun verschiedene EPDM-„Flüsse“ durch den Innenhof, immer wieder unterbrochen durch kleine vorwiegend mit Gräsern bepflanzte Inseln. Ein Hof also, der in der warmen Jahreszeit eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Durch Gartentische, Stühle und Sonnenschirme erhält der Platz einen nahezu südländischen Charakter. Zudem dient das gestalterische Konzept auch der Überwindung des Höhenunterschiedes des Geländes vom straßenseitigen Eingang bis zum Hof von 4 m, was durch die streifenförmigen, unterschiedlich breiten Wellenformen regelrecht inszeniert wird. Zudem wurden die Entwässerungseinrichtungen in die Landschaft integriert. Zum ca. 12.000 m² großen gestalteten Areal gehören auch die Flächen um das Gebäude und der Anschluss der Zufahrt zur „Alten Chemie“ im Westen. Die farbigen Flächen bilden einen schönen Kontrast zu der mit Aluminumpaneelen verkleideten Fassade.
Als Kunst am Bau fungiert ein weiteres Kunstwerk vor dem Haupteingang. Ein Stelenfeld, mit scheinbar willkürlich bemalten orange-schwarzen Stahlrohren, ergibt vom richtigen Blickwinkel aus gesehen das Bildnis eines röhrenden Hirsches. Mahl-Gebhard-Konzepte musste hierfür die Voraussetzungen im Gelände schaffen, sprich die wellenförmige Landschaft für die Stelen erst formen, damit das zusammengesetzte Bild stimmt. Mit dieser Idee des Künstlers Roland Fuhrmann wird die rationale Gesetzmäßigkeit der Zentralperspektive aufgehoben. Das Auge lässt sich täuschen. Die Anamorphose zerlegt die Wahrnehmung der Umwelt und gibt sie neu zusammengesetzt wieder.
Die Bauherrenschaft für den Neubau des Katalysezentrums, sowie der Aussenanlagen oblag dem Staatlichen Bauamt München 2. Mit der Planung und Ausführung des Gebäudes wurde das Münchner Büro Klein & Sänger Architekten beauftragt.
Garten- und Landschaftsarchitekten:
Mahl-Gebhardt-Konzepte
www.mahlgebhardkonzepte.com
Fotos:
Michael H. Forster