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Ein Gespür für Architektur

Gespräch mit dem Immobilienentwickler Stefan Höglmaier

Herr Höglmaier, Sie haben für sich den Begriff „Architekturkultur“ geprägt: Was verstehen Sie... mehr

Herr Höglmaier, Sie haben für sich den Begriff „Architekturkultur“ geprägt: Was verstehen Sie darunter?
Höglmaier: Es geht mir um die Vorbildlichkeit in der Entwicklung von Immobilien. Ich glaube, wenn der Bauherr seine Rolle richtig wahrnimmt, dann kommt ihm ein ganz ganz hoher kreativer Anteil zu, er kann eine Vision entwickeln. Das ist meines Erachtens auch das Wichtige bei der Immobilienentwicklung: nicht nur auf Lage, Lage, Lage zu setzen, sondern, was kommt denn nach der Lage? Was kann ich daraus machen, wenn ich diesen Ort tatsächlich entwickeln will?

Mit Ihrer Firma Euroboden versuchen Sie diesem Anspruch gerecht zu werden. Geht das, bei diesem umkämpften und immer agressiver werdenden Markt? Noch dazu in München, wo bezahlbares Wohnen fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist?
Das geht meines Erachtens sogar sehr gut. Ich halte es für eine Pflicht, denn es kann ja nicht sein, dass man möglichst schnell möglichst günstig baut und optisch eben billig. Unser Anspruch und Können liegt genau darin, dass wir im Endergebnis über gute Architektur ein viel begehrteres Produkt haben. Am Ende sind wir durch das attraktive Produkt insgesamt wirtschaftlicher.

Es sind in erster Linie Bestandsgebäude, die auf der Projektliste von Euroboden zu finden sind und wenig Neubauten?
Ja. Wir interessieren uns auch sehr für den Bestand und grundsätzlich für die Energie des Ortes. Was haben wir für ein Umfeld, wie prägt das Umfeld, was für eine Energie können wir dazu beitragen. Wir haben auch ganz spannende Neubauten – und auch da gilt die Frage, wie kann man heutzutage auch mit einem Neubau eine adäquate Antwort finden?

Euroboden trägt das Label „erste Architekturmarke der Immobilienbranche“ – was darf ich darunter verstehen?
Das beinhaltet zwei Aspekte. Zum Einen, dass wir die Leidenschaft für Architektur in uns tragen und zum Anderen, dass wir einen echten Markenkern haben und uns als Marke auch wahrnehmen. Uns geht es nicht darum, den Projekten ein Branding zu geben, was inhaltslos ist, also von Kastaniengärten über Lenbachgärten oder Sophiengärten, das sind inhaltslose Marketinghülsen. Wir sehen uns mit dem Markenzeichen „Architekturkultur“ ganz klar positioniert, und insofern nehmen wir es auch für uns in Anspruch, die erste und meines Erachtens einzige Architekturmarke der Branche zu sein.

Sie selbst haben keinen Architektur-Hintergrund, was Ihre Ausbildung anbelangt. Woher kommt Ihre Begeisterung für Architektur und woher der Spürsinn, Instinkt oder die Intuition für ungewöhnliche Projekte?
Die war schon immer da. Wenn man die Leidenschaft für etwas hat, wie ich sie für Architektur habe, dann ist man auch sehr aufnahmefähig. Ich mache das seit 16 Jahren und habe das große Glück, mit den spannendsten zeitgenössischen Architekten zusammenzuarbeiten, wo jeder auch eine unterschiedliche Haltung und Herangehensweise hat. Und danach suche ich die Architekten auch aus. Also, was haben wir für ein Projekt, was verbinde ich damit für eine Vision, und welcher Architekt passt von seiner Haltung dazu? Wir haben unglaublich viel Know-how und ganz unterschiedliche Architekturhaltungen bei uns im Unternehmen gebündelt.

Wie schaffen Sie es, die Großen der Branche zu kriegen?
Mittlerweile sind wir bekannt. Egal, bei welchem Architekturbüro wir anrufen – Euroboden ist bekannt, denn wir sind ein superspannender Bauherr. Wir nehmen Architektur wirklich ernst, und wir fordern die Architekten. Da schrecke ich auch nicht vor dem größten Namen der Archtekturwelt zurück. Auch die fordern wir, und das finden die aber genau interessant, dass sie einen Sparringpartner haben und nicht einfach einen Finanzier und Auftraggeber.

Sie sprechen von wir. Wie setzt sich Ihr Team zusammen?
Ich bin Gründer und Kopf der Firma. Die Entwicklung der Projekte mache ich weitgehend selbst. Mittlerweile haben wir ein Team von 20 Mitarbeitern, was notwendig ist, um die Projekte durchzusetzen und die Themen Finanzierung, Vertrieb und Marketing abzudecken.

Der vorerst letzte Streich ist der Schusterbauerhof in Alt-Riem, den Sie als Ruine übernommen haben und aus dem nun ein schönes und sehr ungewöhnliches Wohnhaus geworden ist. Was hat Sie dazu bewogen, sich um dieses Objekt zu kümmern?
Ich liebe komplexe Aufgaben, und wenn etwas simpel erscheint, dann interessiert mich zunächst mal auch, wo kann man denn da eine Reibung hinzufügen, wie kann man das spannend machen. Ein denkmalgeschütztes Bauernhaus zu haben, mit den Schwierigkeiten einer Menschengröße, wie wir sie heute haben, und die die von damals längst überschritten hat, von Deckenhöhen, von sehr kleinen Fenstern und so weiter – damit einen Umgang zu finden. Einerseits Geschichte erlebbar zu halten und die auch nicht so hinzuhübschen, sondern wirklich die Zeitschichten ablesbar zu lassen, aber natürlich auch in die Moderne zu gehen, und auch diese Zeitschicht ablesbar zu haben. Dieser spannende Mix, das war die Aufgabe dabei, und die hat mich sehr sehr gereizt.

Und dafür wussten Sie dann auch gleich den richtigen Architekten.
So ist es (lacht). Wirklich interessant ist es, das Feingefühl zu haben und das ist natürlich jedes Mal aufs Neue wieder ein Versuch: Was hat man an Geschichte, was lag davor und wie führt man es fort. Es geht nicht darum, einfach eine architektonische Spinnerei zu machen, sondern am Ende auch ein Raumprogramm zu haben, das heutigen Anforderungen entspricht.

Man könnte noch eine dritte Kategorie einführen, die der Baukunst. Zum Beispiel Ihr Projekt in Blaibach, der Konzertsaal. Das sind ja ausserordentlich extravagante Experimente.
Ich finde, das ist auch ein kultureller Beitrag von uns, Experimente zuzulassen, denn das bildet ja am Ende die Avantgarde in der Architektur. Die brauchen wir nicht immer und überall, aber die brauchen wir auch.

Nicht minder, aber anders spektakulär ist Ihr eigenes Wohn-, Büro-, und Ausstellungshaus: ein ehemaliger Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Welche Faszination ging für Sie von diesem martialischen Gebäude aus, das ja doch ungute Erinnerungen weckt?
Ja, und genau das ist es: Das Unmögliche möglich zu machen. Es wurde wirklich von Vielen als unmöglich bezeichnet, in einem denkmalgeschützten Nazigebäude mit 2 m dicken Betonwänden, in diesem Koloss angenehm leben zu können. Auch unter dem Aspekt des Umgangs mit der Geschichte, und wie sich das später anfühlt – das war natürlich eine große Herausforderung. Aber da sind wir wieder bei diesem hart umkämpften Immobilienmarkt. Es ist alles nur so weit hart umkämpft, wie es ganz einfach ist. Das interessiert mich aber nicht. Dadurch haben wir eine gute Ausgangsposition, weil wir es uns nie einfach machen.

Gab es Vorbilder für Sie? Von wem haben Sie gelernt oder haben Sie ein Architektur-Gen?
Vorbilder? Nein, es kommt alles aus mir selbst. Es gibt ja auch einige große Architekten, die nicht Architektur studiert haben. Klar hätte ich das auch tun können, aber mir erschien es ehrlich gesagt ein bisschen so, als würde ich mich damit aufhalten. Ich hatte so viel unternehmerischen und inhaltlichen Drang, dass ich da einfach schneller vorangegangen bin.

Sie planen, sich hier in Ihren Ausstellungsräumen zunehmend mit Kunstaustellungen zu beschäftigen. Um welche spezielle Art Kunst wird es sich hierbei handeln?
Mir geht es darum, mit der Kunst eine Schnittstelle zur Architektur zu haben, zur Wahrnehmung von Architektur und allem, was irgendwie mit Architektur zu tun hat, also Licht, Raum, auch sozialer Kontext. Ich möchte einfach über den Ausstellungsraum das Bewusstsein für Architektur durch die Kunst erweitern.

Bedeutet Ihre Vielseitigkeit Standbein und Spielbein, Arbeit und Hobby oder gehört alles zusammen?
Euroboden – Architekturkultur als Immobilienentwickler ist das Unternehmen von Stefan Höglmaier, und die „Positionen“ sind ein Kunstraum, ein kulturelles Engagement, was natürlich auch aus meiner Leidenschaft für den Inhalt kommt, aber es ist als reiner kultureller Beitrag zu sehen.

Zuletzt – verraten Sie ein paar künftige Projekte, an denen Sie arbeiten?
Wir werden im Gärtnerplatzviertel an der Isar ein Projekt machen, einen Neubau, einen Stadtbaustein. An diesem Projekt freut mich besonders, einen Beitrag dazu zu leisten, wie ein heutiger Stadtbaustein aussehen könnte, das finde ich extrem spannend. Das machen wir mit dem Architekten Thomas Kröger aus Berlin, meines Erachtens ein unglaublich toller, sensibler Architekt. Und dann werden wir hier am Englischen Garten mit David Adjaye ein Projekt machen. Wir sind lange durch das Viertel spazieren gegangen und wir haben auch einen Architektenpitch dazu gemacht. Ich war überrascht, dass am Ende David Adjaye, der aus London kam, um den Pitch zu präsentieren, und der nur einmal auf dem Grundstück gewesen ist, das so auf den Punkt erfassen kann, davon war ich echt total begeistert. Und wir sind dabei, in Hamburg ein Projekt im Segment bezahlbarer Wohnungsbau zu entwickeln. Das ist mir ein großes Anliegen. Da bauen wir deutlich über 100 bezahlbare Wohnungen, denn wir wollen als Architekturmarke wahrgenommen werden, nicht als Luxusmarke. Uns interessiert grundsätzlich, was können wir über Architektur für Qualitäten schaffen, und das geht grundsätzlich über alle Preissegmente.

Das ist also das Credo – man kann günstig und gleichzeitig qualitätvoll bauen?
Man kann immer qualitätvoll bauen, egal in welchem Preissegment.

Herr Höglmaier, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Christina Haberlik.

Stefan Höglmaier Bereits mit 24 Jahren gründete der Münchner Immobilienentwickler Stefan... mehr

Stefan Höglmaier

Bereits mit 24 Jahren gründete der Münchner Immobilienentwickler Stefan Höglmaier seine erste eigene Firma Euroboden. Sie ist inzwischen international bekannt und steht für qualitätvolle, nachhaltige und ästhetisch ansprechende Architektur – für „Architekturkultur“ wie er es nennt.
Neben seiner Haupttätigkeit als Bauherr, oft in Zusammenarbeit mit international bekannten Architekturgrößen, fördert Höglmaier gezielt auch talentierte und weniger bekannte Baumeister.
In eigenen Kunsträumen in seinem Hochbunker in München zeigt er unter dem Label „Positionen“ Kunst, die sich mit der gebauten Welt um uns auseinandersetzt.

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