Wirklich aus Holz?
Ein Mehrfamilienhaus in der Stadt Niederkassel sorgt für Überraschungen
Er wolle mit üblichen Vorurteilen, die es gegen den Holzbau immer noch gäbe, aufräumen und zeigen, was mit dem Werkstoff Holz alles möglich ist, so der Bauherr und Geschäftsführer des Zimmereibetriebs Holzbau Stocksiefen. Die Besonderheit dabei: Man sollte dem Gebäude nicht ansehen, dass es aus Holz ist. Der Bauherr hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Menschen zu zeigen, dass ein Holzhaus genauso aussehen kann wie ein massiv gebautes Haus. Gemeinsam mit dem Architekten Johannes Nöbel plante und realisierte er ein Sechsfamilienhaus in gerade einmal zehn Monaten. Man kann es nicht leugnen: die zwei verputzen Gebäudeteile in weiß beziehungsweise hellgrau sehen aus wie ein Massivbau. Daher muss man einfach den tatsächlichen Ausführungen Glauben schenken: die tragende Konstruktion besteht, bis auf das Untergeschoss und die Treppenläufe, komplett aus Holz. Die Decken wurden aus verleimten Brettstapelholz-Elementen hergestellt, die Wände setzen sich aus Holzständerwerk mit einem Zellulosedämmkern zusammen. Die gesamte Konstruktion wurde im Werk vorproduziert, so dass das Haus innerhalb weniger Tage (vier!) aufgestellt werden konnte. Dass Bauherr und Architekt nicht allein die kurze Bauzeit im Blick hatten, zeigt sich in der durchdachten Planung der Gebäudegrundfläche und der Grundrisse, die ganz den Bedarf der heutigen Wohn- und Lebensräume erfüllt und die Privatsphäre der Bewohner berücksichtigt. Verwirklicht werden konnte das durch die zwei zueinander versetzten Wohngebäude, die mit einem transparenten Erschließungskern verbunden sind. Daraus ergeben sich sechs Wohnungstypen. Die Eingänge liegen bewusst nicht gegenüber, so dass jede Wohnung ihre eigene Adresse erhält. Abgerundet wird die Ausführung durch ein individuelles Nachhaltigkeitskonzept. So trägt der Zellulosedämmkern zu einem angenehmen und gesunden Wohnklima bei. Die nach Süden gerichteten Fensterflächen springen durch die Anordnung der Balkone zurück, so dass die Räume dahinter angenehm verschattet werden. Anders im nicht beheizten Treppenhaus. Dort sorgen große Fensterflächen für die gewünschte natürliche Aufheizung. Die Beheizung der Wohnungen erfolgt über Erdsonden und eine Wärmepumpe. „Dass das Gesamtkonzept aufgegangen ist, zeigen die positiven Rückmeldungen der meist sehr jungen Mieter, die sich, entgegen unserer Erwartungen, für das Wohnen im Holzhaus entschieden haben“, berichtet Architekt Johannes Nöbel. Es ist das erste und einzige Gebäude dieser Größenordnung im Rhein-Sieg-Kreis – bisher.