Spiel mit Kontrasten
Neuer Anbau für alten Bestand
Als neue Bleibe einer vierköpfigen Familie erwies sich das Endhaus eines Dreierensembles aus dem Jahr 1924 im Kölner Norden mit einer Wohnfläche von 150 m² nach ersten Untersuchungen als nicht ausreichend. Das mit der Planung beauftragte Büro Martini Architekten BDA aus Bonn diskutierte verschiedene Lösungskonzepte bis hin zum Rückbau. Im Hinblick auf die Erhaltung des Straßenbildes und aus dem Wunsch nach respektvollem Umgang mit dem Bestand wurde von diesem Ansatz Abstand genommen. Vielmehr entschied man sich, der bestehenden Substanz eine kontrastierende Ergänzung zur Seite zu stellen.
Bewusst modern gestaltet und individuell auf die Wohnansprüche der Familie ausgerichtet, erstreckt sich der in Holzbauweise konstruierte Anbau über die Giebelseite des Bestandes und definiert sich durch seine eigenständige Architektursprache und moderne Materialität. Mit seinem Flachdach, fassadenbündigen Fenstern und mit der steingrauen Faserzement-Fassade hebt er sich bewusst vom Bestand ab, wobei die Aufnahme von Gebäudekanten und Sturzhöhen zugleich das Bestreben eines harmonischen Gesamtensembles belegt. Die Qualifizierung des Bestandsgebäudes und die Errichtung des Neubaus erfolgten gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV).
Neben dem zweigeschossigen Anbau von rund 70 m² Wohnfläche wurde der Bestand um einen Carport sowie um eine gartenseitige Hochterrasse ergänzt. Sowohl vom Wohnbereich als auch aus der Küche bietet sich die Möglichkeit zum Austritt ins Freie und eine gleichzeitig Erschließung des großen rückwärtigen Gartenbereiches, in dem eine große Linde Schatten spendet. Während der Umbauarbeiten galt die zu erhaltende Linde als strikte Planungsvorgabe; ihretwegen wurde die Breite des Anbaus auf die Giebelseite beschränkt. Im Ergebnis zeigt sich heute die hohe Qualität des Baumes. Schließlich eröffnen die großformatigen Fenster von Ess- und Schlafzimmer den Blick in die Baumkronen.
Neben der vollständigen Neuentwicklung des Anbaus waren Bauherren und Architekten bestrebt, dem Bestand ein großzügiges und modernes Inneres zu verleihen, so dass umfangreiche Abbrucharbeiten durchgeführt wurden. Um dabei den Charme des Gebäudes zu erhalten, wurden charakterbildende Elemente wie zum Beispiel das innenliegende Treppenhaus lediglich einem „facelift“ unterzogen. Auch die bauzeittypischen Elemente wie Dachform, Gaubengröße und die weißen Fensterfaschen wurden nach Originalvorbild wieder hergestellt. Eine formale wie auch farbliche Reduktion durchzieht sämtliche Hausbereiche und deren Einbauten. Grauer Zementboden im Erdgeschoss, gekalkte Holzböden in den Obergeschossen und einheitliche weiße Wände bestimmen die räumlichen Grenzen. Ergänzend dazu werden die individuell geplanten Einbaumöbel mit ihrer griff- und sockellosen Ausführung und einer Lackierung im Weiß der Wände zum Bestandteil der Architektur. Diese entstanden in Zusammenarbeit mit dem Büro Dangelmaier welches auch für die Planung des Lichts verantwortlich zeichnet.
www.martini-architekten.de
Architekten
Martini Architekten
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Fotos
Constantin Meyer
www.constantin-meyer.de