Mitten in der Natur
Ein „Einraumhaus“ als Antwort auf die Umgebung
Das feine, kleine Wohnhaus von mvm + starke architekten ist schon an sich reizvoll und außergewöhnlich, doch erst mit Blick in die ebenso reizvolle und außergewöhnliche Umgebung erschließt sich dem Betrachter der wesentliche Entwurfsgedanke des Architektenteams aus Köln: Das Grundstück liegt an einem stark ansteigenden Nordhang am Südufer des Staubeckens Heimbach im Südwesten von Köln mit Blick auf den Meuchelberg, ein Naturschutzgebiet auf der gegenüberliegenden Seeseite. Gleichwohl das rund 1.300 m² große Grundstück baurechtlich in den Außenbereich fällt, wurde einer Baugenehmigung lediglich aufgrund der bereits bestehenden „Wochenendhausbebauungen“ aus den 1950er-Jahren zugestimmt.
Schien der Nordhang, der zwischen Sonne und Haus emporsteigt, als nahezu unlösbare Herausforderung, stellte sich bei weiterer Betrachtung heraus, dass im Winter und den Übergangszeiten aufgrund des fehlenden Laubs an den Bäumen die Sonnenstrahlen über den Berg hinweg den Weg auf das Grundstück finden. Das veranlasste die Architekten, das Haus vermeintlich falsch herum zu positionieren. Statt die hohe Glasfassade dem See zuzuwenden, ist sie nun dem Nordhang zugewandt mit dem Effekt, dass Sommer wie Winter das Sonnenlicht durch das gesamte Haus scheinen kann. Damit der gesamte Wohnraum des kleinen Hauses von diesem Effekt profitiert, hat das Architektenteam viel Transparenz und Durchblicke berücksichtigt, die es erlauben, aus allen Räumen die vielfältige Landschaft zu erleben. Das Ergebnis ist ein Baukörper in Trichterform, dessen innere Organisation sich aus der Hanglage ergibt: Das Erdgeschoss wird über eine Split-Level-Aufteilung strukturiert und in die beiden Nutzungsbereiche Wohn-Koch-Ess-Bereich sowie Bad-Gäste-Arbeitsbereich unterteilt. Eine offene Treppe mit unerwarteten Ausblicken in den Eichenwald führt weiter in das Obergeschoss. Dort befinden sich Badezimmer und Schlafraum, der – lediglich durch eine große Glasscheibe abgetrennt – in unmittelbarem Sichtkontakt mit dem Wohnraum steht. Gleich einer Röhre wird der Baukörper zum „Durchwohnraum“, der sich bereits in der äußeren Erscheinung mit einer über das gesamte Dach geführte Fassadenbekleidung aus Lärchenholz und großflächigen Glasfassaden an den Stirnseiten abzeichnet. Um ein ganzheitlich zurückhaltendes Erscheinungsbild zu erzeugen werden die Innenräume überwiegend durch weiße Wand- und Deckenflächen und einen durchgehenden Holzboden bestimmt, die das offene Raumgefühl in dem 100 m² großen „Wochenendhaus“ unterstützen.
www.mvm-starke.de
Fotos:
Bernd Nörig
www.bernd-noerig.de