Eine Verwandlung
In einer ehemaligen Printenbäckerei wird heute gewohnt und gelebt
Wohnen in einer ehemaligen Printenbäckerei? Zuallererst steigt einem noch der Duft in die Nase, auch wenn der Ofen in dem kleinen Hinterhofgebäude längst ausgeschaltet ist. Währenddessen stößt man mit seiner Vorstellungskraft an die Grenzen und ist umso mehr beeindruckt, wenn man das Ergebnis betrachtet. Genau so und nicht anders, urteilt man scheinbar versiert. Doch als so selbstverständlich empfand Jochen Reetz vom Kölner Architekturbüro diiip die Planung nicht. Zunächst bestand die Herausforderung darin, trotz stark einschränkender baurechtlicher Vorgaben, die ehemals handwerkliche Nutzung überhaupt in eine funktionale Wohnnutzung umzugestalten. Dass das Projekt schließlich verwirklicht wurde, sei vor allem auch auf die enge Zusammenarbeit mit den Bauherren, die gleichzeitig eine Baumanufaktur für Putz-, Ausbau- und Sanierungsarbeiten leiten, zurückzuführen, berichtet Architekt Jochen Reetz.
Aufgrund des Bestandschutzes wurden Architekt und Bauherr baurechtlich verpflichtet, die bestehende Kubatur zu bewahren. Der Haken: Die neuen Wohnflächen würden nicht ausreichend belichtet werden können. Nach einigen konstruktiven Gesprächen konnte schließlich das Bauamt von einem Innenhof als zentrale Tageslichtquelle überzeugt werden. Die Außenwände blieben somit erhalten, ebenso die alte Treppe, der restliche Bestand wurde zurückgebaut. Die Treppe bildet heute das Rückgrat der neuen Räumlichkeiten und trägt zum besonderen Ambiente bei. Ebenfalls die handgebrannten Ziegel des ehemaligen Printenofens, die im ersten Schritt sorgfältig abgetragen und gereinigt wurden, bevor sie für die Wände und Böden im Hinterhof und Innenhof wiederverwendet wurden – ein wirkungsvoller Kontrast zu den homogenen Putzflächen der Fassade. Ebenso klar strukturiert sind die Innenräume: Im Obergeschoss befinden sich Schlafzimmer und Bad. Das Erdgeschoss schafft somit Platz für einen großräumigen Raum. Der Esstisch dient hierbei als Tages- und Familienmittelpunkt mit besonders viel natürlichem Sonneneinfall, der am späten Nachmittag weiter in die Küche wandert.
Um dem Charme der alten Handwerkstätte gerecht zu werden, wurde der anthrazit anmutende Innenraum mit einem Gussasphaltboden, Putzträgerplatten sowie einem groben Wandputz versehen. Eichenholzelemente wie Türen, Treppenaufsätze und der Küchenrückraum sorgen als verbindende Komponenten für den wohnlichen Charakter. Dass auch noch ein ehrgeiziges Energiekonzept mit Wärmepumpe, Photovoltaik und Solarpaneele zwischen industriellem Charme und moderner Sanierung Platz findet, bestätigt nur die ganzheitliche Planung, die Architekt und Bauherr angestrebt und konsequent bis ins letzte Detail umgesetzt haben.
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