Musik und Bäume

Das Grundstück und die Nutzung bestimmen die besondere Gestalt des freistehenden Wohnhauses. Es galt, das Gebäude schonend zwischen die sehr schönen und alten Bäume einzufügen und dabei zugleich eine möglichst große Gartenfläche zu erzeugen. Da die Bauherrin – eine Konzertpianistin japanischer Herkunft – im Haus auch Konzerte gibt, bildete der Aufstellungsort des Flügels, seine Sicht- und Hörbarkeit während Proben und Aufführungen, den Ausgangspunkt aller innenräumlichen Überlegungen, die zugleich die Anforderungen an ein alltagstaugliches Zuhause einer fünfköpfigen Familie und ihrer Gäste zu berücksichtigen hatte.

Der Entwurf von eins:eins Architekten gliedert das Raumprogramm in drei Bereiche – zum Wohnen, Schlafen und für Gäste – und ordnet diese kubischen Baukörpern zu. Diese Kuben werden so miteinander verschränkt, dass räumliche Schnittmengen entstehen – deutlich erkennbar in dem zentralen zweigeschossigen Raum. Diese Vorgehensweise erlaubt zweierlei: Zum einen wird über den zentralen Raum der Bezug zum Konzertflügel über beide Ebenen des Hauses hergestellt. Zum anderen kann das Obergeschoss des Hauses über den Wurzelbereich der alten Bäume auskragen und so das Grundstück optimal nutzen. Der Neubau wirkt von Anfang an wie eingewachsen.

Das Gebäude entwickelt sich scheinbar unabhängig von statischen Notwendigkeiten, denn die Öffnungen der unteren Kuben befinden sich immer genau dort, wo eigentlich der obere Kubus auflagern müsste. Der obere Kubus scheint aus den unteren Kuben herausgezogen zu sein. Die Oberflächen des Hauses betonen dieses volumetrische Spiel der Baukörper. Große, dunkel abgesetzte Fensterelemente sind flächenbündig in die glatte weiße Putzfassade eingelassen. Wandstärken und Lastabtrag des Gebäudes werden nicht offenbart. Die Holzarbeiten aus massiver Eiche im Inneren und im Eingangsbereich verweisen auf Shōji, traditionelle japanische Trennwände.

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