Gelungene Ensembleergänzung
Neubau im Garten des Großvaters
Am Rande Seeheim-Jugenheims an der Bergstraße entstand dieses Einfamilienhaus, das sich durch eine besonders klare, zeitgemäße Architektursprache auszeichnet. Das Grundstück befindet sich im Übergang eines Kleinsiedlungsgebiets zum Wald. Das Einfamilienhaus öffnet sich mit einer großen Glasfassade zum Garten hin und schottet sich im Norden vom Waldwanderweg ab. Die klare Aufteilung mit einem großzügigen Raum für Wohnen, Kochen und Essen und den Rückzugsbereichen im Obergeschoss wurde exakt auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst. Das Gebäude gliedert sich in einen Riegel mit aufgesetztem Kubus, in welchem sich der private Bereich der Eltern befindet.
Ausgangspunkt der Baugeschichte war ein bestehendes Haus an der Bergstraße, welches die Bauherrenfamilie gemeinsam mit dem Großvater bewohnte. Um den Ansprüchen einer jungen Familie gerecht zu werden, war eine Sanierung und Modernisierung des Hauses erforderlich. Durch ein Gutachten, das den Kosten-/Nutzenaufwand verdeutlichen sollte, kamen die Bauherren zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung unter dem Aspekt der Raum- und Gebäudequalitäten sowie aus ökologischer und energetischer Sicht unwirtschaftlich sei.
Bei den Terminen vor Ort fiel zudem auf, dass der Garten des Großvaters groß genug für ein weiteres Haus ist. Das Problem lag jedoch darin, dass der Bebauungsplan kein Baufenster an dieser Stelle vorsah. Da die städtebauliche Fortführung der angrenzenden Bebauung jedoch durchaus sinnvoll erschien, konnte die Gemeinde von dem Bauvorhaben überzeugt werden, so dass bereits im August 2009 das Baurecht vorlag.
Das Einfamilienhaus wurde als Ensembleergänzung zum bestehenden Haus konzipiert. Es entstanden großzügige Räume, die durch eine zum Garten hin ausgerichtete Glasfassade vom Licht durchflutet sind. Eine besondere Rolle kommt dabei dem großen, stützenfreien Raum im Erdgeschoss zu, der nicht nur einen offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich zulässt, sondern unterschiedliche Materialien harmonisch in Einklang bringt. Im Mittelpunkt stehen die sichtbare Scheibe im Wohnbereich sowie die Sichtbetontreppe. Das helle und offene Zentrum des Hauses findet durch eine hohe Glasfront einen nahtlosen Übergang zum Garten. „Wir fanden mit den professionell arbeitenden Innenarchitekten „funktion“ aus Darmstadt einen guten Partner, um die Raumkonzepte bis hin zum Möbel durchgängig planen zu können und das Gesamtkonzept mit den Bauherren zu verwirklichen,“ so Sabina Wallwey, leitende Architektin des für den Bau verantwortlichen Büros. Dabei unterstreicht ein polierter, zementgebundener Fußboden, der sich im ganzen Gebäude wiederfindet, die klaren Linien der Räume.
Mit dem Bau eines schallisolierten Medienraums im Untergeschoss erfüllte sich der Familienvater den Wunsch, ungestört Musik zu hören oder Filme zu sehen. Das Obergeschoss, das wie ein Riegel mit einem aufgesetztem Kubus konzipiert ist, bietet ausreichende Rückzugsmöglichkeiten für die Familienmitglieder. Hier befinden sich das elterliche Schlafzimmer sowie die Spiel- und Schlafräume der Kinder. Ein besonderes Augenmerk legten die Architekten beim Bau des Einfamilienhauses an der Bergstraße auf die Beauftragung regionaler Firmen sowie auf Nachhaltigkeit. So wurde beispielsweise eine Photovoltaikanlage am Dach des Hauses angebracht.
Im letzten Jahr gehörte das Einfamilienhaus zu
den von der Architektenkammer augewählten
Objekten, die beim 17. Tag der Architektur besichtigt werden konnten. Sabina Wallwey freute
sich, das Wohnhaus sowie ein weiteres Projekt
aus der Entwurfsfeder ihres Büros präsentieren
zu können. „Wir sehen das als Auszeichnung
unserer Arbeit und als Chance, interessierten
Menschen unsere Philosophie der Architektur
näher zu bringen“. Dazu eignen sich beide Objekte ganz hervorragend. Zum einen spiegeln sie sehr schön wider, welche unerwarteten Möglichkeiten beim Hausbau bestehen. Zum anderen sind sie bei all ihren Besonderheiten einfühlsam in die Umgebung integriert.“
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