Terrasse mit Industrienatur
Die Halle 18 eines ehemaligen Stahlwerks in Willich wurde zu Wohnraum umgenutzt
Schon viele Jahre schauten die Mitarbeiter der Firma Paschertz auf eine alte, zerfallene Industriehalle in Willich. Erst am Ende einer langen Kette von Projekten, die das Familienunternehmen im ehemaligen Stahlwerk Becker bereits erfolgreich entwickelt hatte, bekam auch dieser Bau einen neuen Auftritt. Bei der Umnutzung zu einem funktional gemischten Gebäude für Wohnungen und Einzelhandel sollte der Industriecharakter so weit wie möglich erhalten bleiben, zumal die verbliebene äußere Gebäudehülle unter Denkmalschutz steht. Um die Wohnqualität zu steigern, durfte auch nicht alles bebaut werden: Unbebaute Grün- und Freiflächen wurden integriert – auch angesichts der vielbefahrenen Straße, die vor der Halle verläuft. Schließlich ging es auch darum, kostensensibel zu bauen: Die insgesamt 28 barrierefreien Wohnungen sollten erschwinglich bleiben – alle wurden als geförderter Wohnraum errichtet.
Größere Investitionen verlangten Bodenverunreinigungen, die gründlich entsorgt werden mussten. Aber auch die Erhaltung des Bestandes selbst wurde zur Herausforderung: 280 m laufendes Mauerwerk in gut 15 m Höhe musste in reiner Handarbeit ausgetauscht und ertüchtigt werden: Die Handwerker zu finden, die das auf sich nahmen, war nicht einfach. Ähnlich komplex gestaltete sich die Wiederherstellung der alten stählernen Dachkonstruktionen: Hier mussten Freikletterer zum Einsatz kommen. Zur Leitidee beim Umbau des Industriedenkmals wurde dem Architekturbüro Heinz Jahnen Pflüger aus Aachen die Containerstapelung. Über dem Erdgeschoss, das alle Einzelhandelsflächen sowie die PKW-Stellplätze beherbergt, wurden in einem Teil der Halle die Wohnungen als Box in der Box auf drei Etagen angeordnet – nach außen sichtbar gemacht durch einen variierten Farbputz. Erschlossen werden die Wohneinheiten über einen Aufzugs- und Treppenkern, der ebenfalls in die Halle hineingestellt wurde. Während das Bestandsdach über den „Wohnboxen“ und den Erschließungsgängen geschlossen wurde, um einen ausreichenden Schutz zu sichern, ließen die Architekten die gesamten, die Außenterrasse überspannenden Dachflächen öffnen. Die den Wohnungen vorgelagerte, begrünte Terrasse wurde somit zum luft- und lichtdurchlässigen „Industriegarten“, den die Bewohner gemeinsam nutzen können. Gerade für kleine Kinder bieten sich so ausreichend Spielflächen. Die Balkons dienen dagegen als entpannende Rückzugsorte mit Aussicht über das ehemalige Industrieareal und die Stadt.
www.hjpplaner.de
www.paschertz.com
Architekten:
Heinz Jahnen Pflüger Stadtplaner und Architekten Partnerschaft
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Fotos:
Daniel Brunner
www.brunnersfotos.de