Straßenkunst am Bau
In Berlins neuem Street Art Museum geht die Architektur eine Symbiose mit der Kunst ein
Im September diesen Jahres hat in Schöneberg Deutschlands erstes Street Art Museum eröffnet. Vier Jahre Planung stecken hinter dem Urban Nation Museum. Für die Architektur zeichnet sich das Berliner Architekturbüro Graft verantwortlich, die im nächsten Jahr den deutschen Pavillion der Architektur-Biennale in Venedig gestalten werden.
Graft haben mit ihrer Planung versucht, an dem Widerspruch des Museums zu arbeiten. Street Art ist im Gegensatz zur hohen Kunst nicht fürs Museum bestimmt, sondern stellt immer eine Intervention im öffentlichen Raum dar. Die Architekten gestalten den Umbau des Schöneberger Gründerzeitgebäudes an der Kreuzung Bülow- und Zietenstraße deshalb ebenfalls als räumliche Intervention. Die Zwischendecken in dem fünfstöckigen Haus lassen sie herausbrechen, um eine begehbare Galerietrasse einzuhängen. Die Kunstwerke erlebt der Besucher wie im urbanen Raum aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – von ganz nah oder von fern. Auch mit dem Museumsboden aus Asphalt holen die Planer die Straße von draußen nach drinnen. Die Kunst dient im Berliner Street Art Museum nicht nur der Ausstattung der Räume, sondern sie geht eine Symbiose ein mit der Architektur. Deshalb bleibt die Ausstellungsfläche nicht auf die Innenräume beschränkt. Außen versehen die Architekten das Gebäude mit einer modularen Wechselfassade. Künstler aus der ganzen Welt gestalten das Haus in regelmäßigen Abständen vollkommen neu. Die Fassadenelemente können anschließend als Ausstellungsstück in die Sammlung des Museums aufgenommen werden.
Neben den Ausstellungsräumen gibt es in dem Gebäude eine Bibliothek sowie zwölf Wohnungen für das Residence Programm der Urban Nation Artists. Urban Nation ist eine Initiative der Stiftung „Berliner Leben“, die 2013 von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag gegründet wurde. Ziel der Stiftung ist es, Kunst und Kultur sowie die nachbarschaftlichen Beziehungen in Berliner Quartieren zu fördern. Die Gewobag hat mit 4,5 Millionen Euro rund die Hälfte der Baukosten für das Museum bezahlt. Das neue Museum steht unter der Leitung der aus New York stammenden ehemaligen Galeristin und Kuratorin Yasha Young.
www.graftlab.com