Luftiges Loftwohnen
Ein Projekt in Kreuzberg verbindet Dachbodenatmosphäre mit dem rauen Charme einer Industrieetage
Die Ausgangslage des Projekts in Kreuzberg war eine ungewöhnliche. Oft ist gerade in der Stadt das Raumangebot begrenzt. Hier stand der Architektin Tanja Meyle vom interdisziplinären Büro Meylenstein mit rund 250 m² vergleichsweise viel Platz zur Verfügung. „Der Raum war riesig“, sagt Meyle. „Wir haben der Kundin erklärt, dass das keine gewöhnliche Wohnung ist und man Dinge herausarbeiten muss.“
Die Herausforderung bestand darin, die Großzügigkeit des Ortes zu erhalten, ohne dass dabei eine riesige Leere entsteht. Ein zentraler Betonkubus strukturiert die Wohnung. Dieser trennt im unteren Geschoss den Wohn- vom Koch-Ess-Bereich. Im oberen Geschoss des Kubus befindet sich ein offener Schlaf- und Badbereich. Der Zugang erfolgt über eine Betontreppe vom Wohnzimmer aus. Eine weitere Treppe führt von der Küche hinauf auf die Galerie, von der man zur Dachterrasse gelangt.
Im unteren Teil der Wohnung hat die Architektin unter das Dach die „Blueboxes“ geschoben. „Wir haben nicht nur einfach eine vertikale Wand eingezogen, sondern Schachteln mit einer niedrigen Höhe“, erklärt Meyle. „Die Dachschrägen über den Boxen sollten erhalten bleiben, damit man immer noch die ungewöhnliche Raumhöhe erlebt“. In den Schachteln untergebracht sind der Bad- und Wäscheraum, Gäste-WC, Ankleide- und Gästezimmer. Die Architektin hat die drei Boxen sowohl farblich als auch von den Abmessungen her in leichten Nuancen unterschiedlich abgestuft. Zum Dachbodencharakter tragen auch die sichtbaren Dachbalken bei. „Wir hätten aus statischen Gründen mehr Balken entfernen können. Damit der Raum nicht zu groß wirkt, haben wir aber entschieden, sie zu erhalten“, sagt Tanja Meyle. Ein unverfälschtes Originalelement ist neben den Balken auch die unverputzte Backsteinwand im unteren Teil der Wohnung, die durch im Boden eingelassene Uplights zur Geltung gebracht wird.
Zu den von der Architektin detaillierten Einbauten gehört der Küchenblock, der direkt vor Ort betoniert wurde. Im Sitzbereich hat der Block sehr viel Überstand. Das Möbel wirkt dadurch leichter. Nach den Plänen der Architektin ist ebenfalls der Waschtisch im Schlafzimmer entstanden. Der Einbau ist im Trockenbau gefertigt und anschließend mit einem Betonputz beschichtet.
Der Dachausbau findet die Balance zwischen der Ursprünglichkeit des Ortes und dessen Neudefinition. Die Grundstimmung ist großzügig und authentisch, wie man sie vom Loftwohnen her kennt. Gleichzeitig entfaltet sich aber auch die luftige Atmosphäre einer Dachwohnung.
www.meylenstein.net