Respektvoll nachverdichtet
Ein Mehrfamilienhaus in Bonn-Endenich schafft Wohnraum am Schumannhaus
Rund um das denkmalgeschützte Schumannhaus ist im Bonner Stadtteil Endenich in den vergangenen Jahren neuer Wohnraum entstanden. Neunwerk Architekten aus Bornheim haben für das westlich des historischen Gebäudes gelegene Areal zwei Baukörper entworfen und realisiert, die unter hohen Anforderungen des Denkmalschutzes überwiegend geförderten Wohnraum schaffen – und zugleich auch exklusive Wohnungen auf dem Dachgeschoss.
Auf dem Grundstück Endenicher Allee Ecke Sebastianstraße sollte ein Maximum an Kleinraumwohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Zugleich wurden im Erdgeschoss eine Tagespflegeeinrichtung mit Pflegestützpunkt sowie zwei Wohngruppen mit für demenzkranke Menschen mit jeweils 12 Plätzen integriert. Darüber hinaus entstanden auf dem obersten Geschoss drei hochwertige Eigentumswohnungen, die mit großzügigen Freisitzen und Außenbereichen ausgestattet sind. Eine zentrale Herausforderung bei der Planung war die begrenzte Verfügbarkeit von Parkraum: Da die oberirdischen Stellplätze zum Großteil öffentlich gewidmet sind, wurde eine Reihe von Stellplätzen in eine unterirdische Tiefgarage verlagert werden. Dabei mussten besondere Rahmenbedingungen berücksichtigt werden: Ein unter dem Gebäude liegender Luftschutzbunker sowie der Erhalt des Baumbestands beeinflussten die Planung. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf die Statik – auch die Erschließungsflächen der Stellplatzanlage waren weitmöglichst zu minimieren. Entsprechend wurde ein Autoaufzug in das Gebäude integriert, der den platzsparenden, schnellen Transport der Fahrzeuge ins Untergeschoss ermöglicht – zweischalig, um ausreichenden Schallschutz zu garantieren.
Der Neubau reagiert sensibel auf das benachbarte, denkmalgeschützte Schumannhaus: So wurden sowohl die Fassadengestaltung als auch die Außenräume in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde entwickelt. Die Anbindung an den Platzraum des Schumannhauses musste ermöglicht und denkmalgeschützte Durchwegungen wie der historische „Schumann-Spazierweg“ erhalten werden. Die Müllentsorgung erfolgt weitgehend unsichtbar über eine Unter-Flur-Lösung. Der Neubau, ein dreigeschossiger Baukörper, präsentiert sich mit einer zurückhaltenden weißen WDVS-Fassade. Der quer dazu angegliederte Gebäudekörper ist dagegen viergeschossig ausgebildet und mit hellen beigefarbenen Klinkerriemchen im Dünn- und Langformat verkleidet, wie sie auch die Neubauten der benachbarten „Schumann Höhe“ prägen. Die vielfältigen Nutzungen des Gebäudes sind dabei nach außen nicht ablesbar: Mit seinen durchgängig bodentiefen Fenstern, den Glasbrüstungen und hochwertig gestalteten Freisitzen fügt sich das Wohngebäude einheitlich elegant in den heterogenen Kontext ein. Ein besonderes Highlight ist der mediterrane Dachgarten mit einem aufgeständerten Außenpool, der ausschließlich den Bewohner:innen der Eigentumswohnungen vorbehalten ist. Die naturnah bepflanzten Außenanlagen sowie die Begrünung des Quartiers tragen zudem zur Verbesserung des urbanen Mikroklimas bei und schaffen eine grüne Oase im urbanen Raum.
Fotos:
Axel Hartmann
www.ah-fotografie.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|25)