Zusammenspiel von Alt und Neu
In einem historische Gebäude in Essen sind moderne Büroflächen entstanden
Das 1902 erbaute alte Rathaus in Essen-Bredeney hat im Laufe der Jahrzehnte unterschiedliche Nutzungen erfahren und stand zuletzt leer. Umso mehr zog die im Herbst 2022 begonnene aufwändige Sanierung durch VSI Architekten am prominent im Stadtteil gelegenen, imposanten Gebäude die Blicke von Passant:innen auf sich.
Fertiggestellt im April 2024, erstrahlt das historische Bauwerk in neuem Glanz, ergänzt durch einen bewusst schlicht gehaltenen Gebäudeteil an seiner Rückseite. „Der moderne Treppenhausbau integriert sich harmonisch in das Gesamtbild, indem er die Materialität und Farbgebung des Altbaus respektiert und gleichzeitig durch klare Linien und eine reduzierte Ästhetik auffällt“, erläutert Projektleiter Tobias Janßen. Im Alt- wie im Neubau galt es, vielfältige Denkmalschutzauflagen zu erfüllen sowie für die neue Nutzung erforderliche Änderungen im Konsens auf den Weg zu bringen. Beides sei mit dem Denkmalamt der Stadt Essen mit viel Augenmaß gelungen. Abgestimmt wurden unter anderem Farbe und Material der Fassade aus Bruchstein und historischer Putzfassade, die Kubatur und Farbe der Fassade des neuen Treppenhauses, die teilweise Dachöffnung, sämtliche Holzverkleidungen innen, die Holztüren innen und außen sowie die Farbwahl bei Geländern und Fenstergittern. Handwerkskunst war etwa bei den Stuckelementen gefragt, die vorsichtig entschichtet und deren Strukturen ohne Schleifen freigelegt wurden. Bleiglasfenster blieben erhalten und wurden aufgearbeitet. Auch die Außentreppe erwies sich als anspruchsvoll: Deren Natursteinsockel und Natursteinelemente wurden auseinandergebaut, beschriftet und später in Kombination mit neuen Elementen wie ein Puzzle wieder zusammengesetzt. Den Kontrast von Alt und Neu kann man am Treppenhaus im Wortsinn erfassen. Möglich macht dies eine Fuge zwischen der ehemaligen Außenfassade des Altbaus und dem Neubau, der als Pfosten-Riegel-Fassade mit einer Verkleidung aus Faserzement-Platten ausgebildet ist und mit Glaselementen den lichtdurchfluteten Übergang zum Bestandsgebäude bildet. Innen wurde die historische Holztreppe freigelegt, die als zentrales Element das neue Open-Space Büro bereichert. So elegant wie möglich wurden die Brandschutzauflagen gelöst, indem die Flure durch Rauchschutzelemente abgetrennt wurden. Das einst verwinkelte Dachgeschoss wurde neu strukturiert und erhielt großflächige Fenster. Im alten Rathaussaal, der weiterhin für Veranstaltungen zur Verfügung steht, konnte der Parkettboden erhalten werden. Weiterhin wurde der Stuck aufwändig nachgearbeitet, gereinigt, neu beschichtet und gestrichen. LED Leuchten bringen Modernität in den Saal. Der Durchgang zum Fluchttreppenhaus wurde mit massiven, anthrazitfarbenen Stahlplatten dezent gestaltet. Dafür wurde die alte Holzvertäfelung ausgeschnitten und an anderer Stelle wieder eingefügt.
Fotos:
Peter Stockhausen
www.peterstockhausen.de
(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 03|24)