Traumhaus en miniature
Traditionell und hochmodern ist ein Wochenendhaus im Spreewald
So etwas wie der „Star“ unter den derzeit so heiß begehrten und umschwärmten Wochenend- und Ferienhäusern oder Tiny-Houses ist dieses „Spreewaldhaus“: Lichtdurchflutet, halb aus Glas, halb aus Holz, wird es gerade mit Lob von der Fachwelt überschüttet. Diese Erwartung hatte Architekt Marc Feustel mit seinem Büro Mafeu wahrscheinlich nicht, als er das kleine Haus plante: „Der wesentliche Entwurfsgedanke war, die Natur als Hauptakteur so in Szene zu setzen, dass sich der Mensch auch im Gebäudeinnern als Teil der Landschaft fühlt.“ Nichts was der Natur im Wege steht, soll das Bild stören – kein Zaun und keine Aussenbeleuchtung. Dass die Baumaterialien alle aus der Natur stammen, versteht sich bei diesem Grundgedanken von selbst. Bis auf das Glas, möchte man einwenden – aber im Grunde ist Glas auch ein Stoff, der ursprünglich aus einem Gemenge von Naturstoffen entsteht. Sicher nicht diese hochmodernen und stabilen Glasfenster und Türen, die hier verwendet wurden, um ein fast komplett transparentes Haus zu erschaffen. Der Bambus, aus dem der Terrassenbelag gefertigt wurde, ist ein weiterer Naturstoff. Aufgrund der besonderen Umgebung schwebt das Haus auf einer Trägerebene aus Stahl und ist somit hochwasserfest. Boden- und Deckenelemente bestehen aus Holz. Die Südseite, wo sich auch der Eingang befindet, ist mit Lärchenholzstäben verschalt. Im Innern sind die Böden, Türen und Einbaumöbel aus Eiche. Und natürlich das Dach, das sich im Charakter an den Typus der traditionellen Spreewaldhäuser anlehnt: Das Satteldach ist mit Reet gedeckt. Das schafft eine heimelige Atmosphäre. Die Größe des Wochenendhauses wird leicht unterschätzt. Es verfügt über zwei Etagen und ist mit seinen 75 m2 Wohnfläche erstaunlich geräumig. Auch was die Raumaufteilung anbelangt, fehlt es an nichts. Im Erdgeschoss gibt es den Wohnbereich plus Essplatz und Küche, ein Bad und eine Sauna. Im Obergeschoss befinden sich zwei Schlafzimmer und ein weiteres Badezimmer. Das Grundstück wird eingerahmt von Bäumen, die in ehrfurchtsvollem Abstand „Wache halten“ und vor Blicken schützen. Aber eigentlich ist Blickschutz gar nicht nötig – denn öffnet man die raumhohen Schiebefenster (eines alleine wiegt schon 600 Kilogramm), verschmilzt das Haus nahezu mit der Natur. Das Innen wird zu einem Teil des Aussen. Die Nordseite ist vollverglast: Aufgrund einer Eckausbildung ohne Stützen lässt sich die Fassade an der Nordwestecke auf über 15 m² öffnen.
Fotos:
Wolfgang Zlodej
www.wolfgangzlodej.com
(Erschienen in CUBE Berlin 03|23)