Erhaltener Altbaucharme

Ein historisches Gasthaus lebt in einer modernen Zahnarztpraxis weiter fort

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Das „Richard Wagner“ war eine Institution: Verkehrsgünstig gelegen auf der Stadtgrenze zwischen Rheydt und Gladbach, nicht weit vom Campus der Hochschule Niederrhein, befand sich hier seit 1900 das historische Gasthaus für viele Generationen. Nachdem klar war, dass der Pächter das Lokal aus wirtschaftlichen Gründen nicht fortführen wollte, musste eine neue Nutzung gefunden werden. Ein benachbarter Zahnarzt war von der Denkmalsubstanz und den großzügigen Räumlichkeiten angetan, erwarb das Erdgeschoss des Gründerzeithauses und beauftragte Sillmanns Architekten und Ingenieure aus Mönchengladbach mit dem Umbau in eine moderne Zahnarztpraxis.

Der L-förmige Grundriss bot mit seinen großen Raumzuschnitten und -höhen sowie vorhandenen Sanitär- und Technikräumen vermeintlich gute Voraussetzungen für Praxisräume mit kurzen Wegen für Personal und PatientInnen. Die strukturellen Baumaßnahmen waren jedoch angesichts höchster Anforderungen an Klima- und Lüftungstechnik, Immissions-, Brand- und Denkmalschutz sehr aufwendig und mit zusätzlichen Kosten verbunden. So musste zum Beispiel die Infrastruktur der über den Praxisräumen liegenden Eigentumswohnungen besonders geschützt, angepasst oder gar vorsorglich erneuert werden. Sieht man von neuen haustechnischen Anlagen im Innenhof ab, ergaben sich keine wahrnehmbaren Veränderungen an der denkmalgeschützten Außenfassade: Die klassischen Bogenfenster und Eingangstüren blieben erhalten oder wurden nachgebildet und zugleich funktional wie energetisch ertüchtigt. Auch im Innenraum sollte das vertraute Entree der traditionsreichen Gaststätte mit dem herzlichen Empfang an der Theke und dem einladenden Gastraum in seiner Großzügigkeit bewahrt werden. Entsprechend wurden die Stuckfriese und Jugendstiltüren originalgetreu nachgebaut und dem funktionalen Innenausbau wie selbstverständlich integriert. Glastrennwände unterschiedlicher Bauarten wurden eingesetzt, um den offenen Charakter des einstigen Gastraums zu erhalten. Um dabei die Privatsphäre der PatientInnen im Arztgespräch zu schützen, sind die Systemwände der Behandlungsräume zweischalig und dadurch maximal schallabsorbierend aufgebaut. Im Sichtbereich ist innenliegend zudem eine schaltbare Folie appliziert, deren elektrochrome Eigenschaft die Scheibe auf Knopfdruck mattiert und so unliebsame Einblicke verwehrt. Anstelle des originalen Holzparketts wurde aus Gründen der hohen Hygieneansprüche und Pflegefrequenz ein LVT-Belag von hoher ästhetischer Qualität als Einzelstab im Fischgrätverband verlegt. Zur wohnlichen Atmosphäre tragen die dezent wandintegrierten Modulmöbel ebenso bei wie die liebevoll inszenierten Art-déco-Möbel. Die Bilder einer befreundeten Künstlerin runden das Ambiente ab. Tageslicht durchflutet die Räume und wird dabei von direkt wie indirekt strahlenden LED-Rahmen künstlich unterstützt. Ihre Rechteckform greift die durch Friese, Profile und Raster gefasste Deckengestaltung auf. Gleichzeitig brechen die in der Höhe tänzelnden Pendelleuchten diese lineare Strenge auf und beleben die Akustikdecke spielerisch durch ihre vielfältigen Schattenwürfe.

www.architekten-mg.de

Fotos:

Giulio Coscia
www.fotografie-coscia.de

(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|22)

Architekten:

Sillmanns Architekten und Ingenieure
www.architekten-mg.de

Dentaltechnik:

Dentalbauer
www.dentalbauer.de
Mann Möbel
www.mann-moebel.de

Systemwand:

Interwand
www.interwand.de

Innentüren:

Tamboga
www.tamboga.de

LVT-Boden:

Project Floors
www.project-floors.com

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