Landhaus statt Stadthaus
Aus einem traditionellen Siedlungshaus wird ein modernes Einfamilienhaus
Der urbanen Hektik überdrüssige Städter aus Aubing liebäugelten mit dem Gedanken, Stadtflucht zu begehen und begaben sich auf die Suche nach einem Ort, der ihnen gefallen könnte. Für die ehemaligen Hochleistungswintersportler kam nur eine Orientierung in Frage – Richtung Gebirge. Die Grundstückssuche gestaltete sich erwartungsgemäß einigermaßen schwierig, sodass die Wahl schließlich auf ein zum Verkauf stehendes Traditionshaus inmitten von Schliersee fiel. Da traf es sich gut, dass die Bauherren bereits durch ihr früheres Haus in München einen guten Kontakt zum damaligen Architekten hatten. Sie beauftragten erneut das Büro Robert Maier aus Neuötting mit dem Entwurf einer augenfällig notwendigen Renovierung, die schließlich zum Umbau, der Modernisierung und einer Neugestaltung des bestehenden Wohnhauses auswuchs.
Den Bauvorgaben entsprechend musste das ländliche Erscheinungsbild gewahrt bleiben – das Haus sollte sich in das Ambiente der gewachsenen Wohnsiedlung einfügen. Dennoch führte der Umbau zu einer kompletten Umgestaltung sowohl der Fassaden und des Daches als auch des Innenraumes, der komplett entkernt und neu aufgebaut wurde. Die beengte Raumaufteilung des Erdgeschosses wurde zugunsten eines großzügigen Koch-, Ess- und Wohnbereiches aufgelöst. Schräge Wände im Obergeschoss wurden begradigt und im ebenfalls entkernten Dachgeschoss die Giebelseite geöffnet. Sie liegt in südlicher Richtung mit Blick zum See, sodass sich hier der ideale Platz für ein Homeoffice ergab. Bei den verwendeten Materialien wurde auf heimische Hölzer Wert gelegt. Kiefer und Fichte in Kombination mit sichtbarem Beton und Stahl wurden verwendet, um traditionelle Elemente in eine zeitgenössische Form zu gießen. Ein kleiner Vorplatz aus Granitkleinstein führt zum Eingang an der Straßenseite und das Gefälle des rückwärtigen Gartens wurde so gestaltet, dass sich verschiedene Nutzungsbereiche ergeben.
Eine augenfällige Besonderheit sind die vorgehängten vertikalen geschnitzten Ortgangbretter mit unterschiedlicher Profilierung, die einerseits die dahinter liegende Fensterfront verschatten und andererseits gestalterisch die Adaption traditioneller landwirtschaftlicher Stadelbauten der voralpenländischen Region darstellen. Das restliche Gebäude ist mit einer sägerauen Holzlattierung umhüllt und ebenfalls, ähnlich einem Stadel, bewusst zurückhaltend und geschlossen gehalten.
(Erschienen in CUBE München 04|20)