Respektvolle Balance
Eine Wohnungssanierung am Gärtnerplatz kombiniert geschickt Altes und Neues
Am Gärtnerplatz, mitten im pulsierenden Herzen Münchens, wurde ein vermeintlich kleines Projekt zu einem bemerkenswerten Beispiel für behutsame und detailgenaue Bestandspflege. Eine klassische Altbauwohnung – Teil eines historischen, denkmalgeschützten Ensembles aus dem Jahr 1863 – wurde nicht bloß renoviert, sondern mit Sorgfalt und Haltung saniert. Die Münchner Architekten Rainer Pohl und Antea Leka betrachteten die Wohnung als kleinste Einheit des städtischen Lebens – einen Mosaikstein in einem großen Bild, das nicht nur das Gebäude, sondern auch das gesamte Viertel prägt.
Die Innenraumgestaltung sollte der gefragten Lage gerecht werden und sich zugleich harmonisch in den historischen Kontext einfügen. Eine zentrale Prämisse lautete: Bewahren, was wertvoll ist. So wurden original erhaltene Elemente wie Eichenfischgrätparkett, Dielenböden, historische Türen oder Glasoberlichter nicht nur erhalten, sondern aufwendig aufgearbeitet. Aber auch nicht so Historisches blieb erhalten: Um Ressourcen zu schonen, wurden die Naturstein-Fensterbänke aus den 1960er-Jahren nicht entfernt, sondern mit einer maßgefertigten, weißen Holzabdeckung versehen. Ähnliche Überlagerungen alter Materialien mit neuen Oberflächen finden sich auch im Bodenaufbau: Dort erhielten bestehende Dielen eine feine Spachtelung, bevor neues Fischgrätparkett darübergelegt wurde. Eine Innentür wurde originalgetreu restauriert, statt sie durch einen Nachbau zu ersetzen. Highlight der Wohnung ist das Bad: Hier dominiert schlichte Eleganz: „Wir ließen uns vom zeitlosen Design so mancher Südtiroler Hotelsanierungen inspirieren – Farben und Materialien sind wertig, klassisch und zurückhaltend, zugleich aber auch modern und dem Zeitgeist entsprechend“, erläutern Antea Leka und Rainer Pohl. Das Konzept, großformatige, auf halber Höhe umlaufende Limestone-Fliesen mit kleinteiligen, handwerklich anmutenden Fliesen im Dusch- und Badebereich zu kombinieren, schafft diesen Effekt. Die Farbe und Materialität der Fliesen wurden intensiv bemustert, denn die Wirkung eines Farbtons hängt von Raumhöhe, Lichtverhältnissen und Proportionen der Räume ab.
Fotos:
Antea Leka
(Erschienen in CUBE München 03|25)