Ganz offen und doch privat
Zwei schmale Stadthäuser mit jeweils einem kleinen Garten.
Im alten Stadtkern von Lank-Latum klaffte schon länger eine Baulücke in der vorhandenen Straßenbebauung der Hauptstraße. Das Düsseldorfer Architekturbüro raumumraum erwarb das Grundstück und entwarf zwei schmale Stadthäuser mit jeweils einem kleinen Garten – ausreichend für je eine Familie.
Leitidee der Architekten war es, auf relativ kleiner Grundfläche ein Maximum an Wohnfläche zu erzeugen mit einem großzügigen, lichtdurchfluteten Raumerlebnis und Blickbeziehungen über mehrere Etagen. Die zeitgenössische Architektur sollte dabei durchaus den Blick auf sich ziehen, zugleich aber auch so zurückhaltend sein, dass sie sich in den vorhandenen Bestand harmonisch einfügt. Entsprechend orientieren sich die beiden Häuser sowohl in der Bau- als auch der Traufhöhe an den Nachbargebäuden. Auf drei Etagen sind in jedem Haus rund 165 m² Wohnfläche entstanden. Über einem Kellergeschoss beginnt das Erdgeschoss mit Diele und Gäste-WC und geht in Küche und Wohnzimmer mit einem hohen Luftraum über. Auf der Galerie des 1. Obergeschoss liegt ein Schlafraum mit Arbeitsbereich. Ein Bad und zwei weitere Schlafzimmer befinden sich auf dem mit Gauben ausgebauten Dachgeschoss. Über große transparente Glasschiebetüren wird auf allen Etagen viel Tageslicht in den Innenraum geholt und es ergeben sich zahlreiche Ausblicke in den Garten. Um gegenüber der Straße genügend Privatsphäre zu ermöglichen, wurde vor den zurückspringenden Hauseingängen etagenübergreifend eine Pufferzone geschaffen mit einer Holzlamellenwand als Sicht- und Akustikschutz zum städtischen Leben. Die Fassade betont besonders den Kontrast zwischen harten und weichen, warmen und kalten, hellen und dunklen, alten und neuen Flächen und Materialien. Die verwendeten Klinker im preußischen Format konnten von einem Abbruchprojekt aus Brandenburg übernommen werden. Sie passen sich an die alten Klinker der Umgebung perfekt an und unterstreichen zudem die Proportionen der Architektur. Mit einer schwarzen Kalkschlämme eines dänischen Herstellers versehen wird ein Kontrast zu jenen Partien geschaffen, die mit Lamellen aus gehobeltem und geöltem Lärchenholz verkleidet sind. Passend dazu wurden die Fenster ebenfalls aus Lärchenholz gefertigt. Das Innere ist von Sichtestrich im Erdgeschoss und Eichenvollparkett in den Obergeschossen geprägt. Die Treppe wurde in Sichtbeton mit einem integrierten Einbauschrank ausgeführt. In unaufdringlicher Eleganz ist ein außergewöhnliches Doppelhaus entstanden, das den Bestand weiterdenkt und den Bewohnern ein modernes Familienleben im alten Stadtzentrum ermöglicht.
Fotos:
Jens Kirchner
www.jens-kirchner.com
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 02|21)