Raffinierter Wohnungsmix
In diesem Haus in Groß Flottbek leben Ältere, Singles, Paare und Familien
Das Dorf Groß Flottbek wurde 1305 erstmals urkundlich erwähnt, einige reetgedeckte Katen und Hufnerhäuser sind als bäuerliche Überreste rund um die Flottbeker Kirche erhalten geblieben. Nach dem Bau der Blankeneser Bahn 1867 zog es viele wohlhabende Hamburger Familien ins Grüne, systematisch wurde das Gebiet erschlossen und mit Landhäusern und Villen bebaut – mit vielfach denkmalgeschützten Gebäuden von renommierten Architekten der Gründerzeit und der 1920er-Jahre. Zusammen mit den oft parkartigen Gärten mit prächtigen Bäumen machen sie bis heute den Reiz von Groß Flottbek aus. Der kleine Stadtteil gehört zu den wohlhabendsten Wohngebieten Hamburgs.
Das Architekturbüro HMA erhielt den privaten Auftrag als rückwärtige Bebauung neben einer dieser denkmalgeschützten Villen ein Mehrgenerationenhaus zu planen. Dieses sollte sich zurückhaltend in die besondere Umgebung einfügen und durch seinen Mix aus drei Wohnungstypen unterschiedlichste Nutzer- und Altersgruppen bedienen. Die zukunftsfähige Nutzung umfasst drei altersgerechte Wohnungen im Erdgeschoss mit je 68 m² Fläche. Die drei darüber liegenden Maisonette-Wohnungen mit je 105 m² und das am Ende der Bebauung angeordnete Townhouse, das sich mit rund 167 m² Wohnfläche über alle drei Obergeschosse erstreckt, werden von Paaren und Familien bewohnt. Konzeptionell kontrastiert es als Alleinstellungsmerkmal die Abtreppung nach Norden, ohne sich dabei völlig aus dem Ensemble zu lösen. Alle Wohnungen zeichnen sich durch deckenhohe Fenster und Holzfußböden aus. Die Maisonetten und das Townhouse verfügen über Holztreppen. Durch die Abstaffelung der Teilbaukörper zueinander sowie eine Abtreppung in Richtung Norden wurde ein Freiraum geschaffen, der der denkmalgeschützten Nachbarbebauung ausreichend Raum „zum Atmen“ gibt. Die bestehenden Bezüge zur Gartenlandschaft und zum charakteristischen, fast ländlichen Umfeld bleiben dabei erhalten.
Der Baukörper des Neubaus fügt sich durch seine differenzierte Gliederung, seine Staffelung in Höhe und Struktur und letztlich seine zurückhaltende, helle Klinkerfassade harmonisch in die vorhandene Bebauungsstruktur ein. Einzelne, skulpturale Akzente aus Beton, wie die Außentreppe und die Vordächer der Eingänge, setzten Teilbereiche des Hauses in Szene. Das Steingrau der Fenster sowie der Stahl- und Blechelemente unterstreicht den zurückhaltenden Duktus des Neubaus. Die Maisonette-Wohnungen werden über Laubengänge mit einer außenliegender, skulpturaler Treppe eigenständig erschlossen. Durch die Vor- und Rücksprünge des Baukörpers entstehen auf dem Laubengang großzügige, zum Teil bis zu drei Meter tiefe, halböffentliche Freiflächen mit Aufenthaltsqualität. Im zweiten Obergeschoss ergänzt je eine private Südterrasse die Wohnungen, das Townhouse verfügt über einen Familiengarten.
Fotos:
Joshua Delissen
www.joshuadelissen.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 02|25)