Form und Licht in Harmonie
Minimalismus und Außenraumbezug prägen eine Villa
Das weitläufige Grundstück , dessen Topographie leicht abschüssig ist, verfügt im westlichen Teil über einen alten Baumbestand und grenzt östlich direkt an ein Waldstück. Diese spezielle Situation war der Ausgangspunkt für den Entwurf des Architekten Axel Nieberg aus Hannover. Die Gliederung in mehrere Kuben schafft eine reliefartige Gebäudefigur, die vom Spiel mit Licht und Schatten lebt. Die Villa ist in einen anthrazitfarbenen rauen Ziegel gekleidet. Der handwerkliche Charakter des Steins wird durch eine breite Mörtelfuge noch gesteigert. Gegenüber der Farbenvielfalt des Waldes nimmt sich das Wohnhaus mit seiner reduzierten Farbigkeit respektvoll zurück, zudem verkleinern die dunklen Fassaden optisch das Volumen des Gebäudes.
Der Zugang zur Villa erfolgt für eine Familie über ein intimes Atrium, das mit seiner hinterleuchteten Sichtbetonbank Ruhe ausstrahlt. Als spannungsvoller Gegenpol bietet die Diele im Haus durch großflächige Verglasungen direkte Außenraumbezüge. Der gesamte Wohnbereich ist offen mit fließenden Raumübergängen gestaltet und erhält durch eine Sichtbetonwandscheibe mit integriertem Kamin eine besondere Akzentuierung. Mittels klar gesetzter Blickachsen und L-förmiger Anordnung ergeben sich vielfältige Sichtbeziehungen in den Garten und zum Wald. Eine Frühstücksterrasse grenzt direkt an die bodentiefen Küchenfenster, die einen ungehinderter Blick auf eine alte, als Naturdenkmal geschützte Kiefer freigeben. Für die Kinder ist ein eigener Trakt gestaltet worden. Die Räume der Eltern befinden sich im Obergeschoss, das über eine massive Sichtbetontreppe erreicht wird. Fassadenöffnungen in alle Himmelsrichtungen ergeben vielfältige Lichtstimmungen im Tagesverlauf, ein langgestrecktes Oberlicht ermöglicht sogar den Blick in den Himmel.
Neben den eindrucksvollen Blickachsen sorgen natürliche Materialien für die besondere Atmosphäre des Hauses: Massive Eichenholzdielen und braungraue großformatige Feinsteinzeugfliesen, Sichtbetonwände mit Rauspundschalung und gespachtelte massive Stahlbetondecken sowie Ziegelwände mit Kalkzementputz. Alle Einbauschränke und Massivholzmöbel sowie die Waschtische mit Unterschränken aus Mineralwerkstoff sind Entwürfe des Architekten. Natürliches und künstliches Licht ist im Atelier Nieberg integrativer Bestandteil des Entwurfs. Die Gebäudekubatur erzeugt mit ihren Vor- und Rücksprüngen eine abwechslungsreiche Schattenwirkung. Die raue Ziegeloberfläche unterstützt die Reliefwirkung. Für die atmosphärischen Stimmungen bei Dunkelheit wurde eine akzentuierende Beleuchtung eingesetzt und dabei auf eine für das menschliche Auge angenehme Entblendung Wert gelegt. Bei der Gestaltung der Außenanlagen wird klar zwischen bestehenden und neuen Pflanzungen unterschieden. Bewusst gesetzte Ahorne mit buntem Herbstlaub akzentuieren die Ausblicke aus dem Haus.
Wohnfläche: 400 m²
Grundstücksgröße: 2.000 m²
Bauzeit: 20 Monate
Bauweise: Massivbauweise
Energiekonzept: Luft-Wärme-Pumpe mit Photovoltaik
Fotos:
Axel Nieberg
(Erschienen in CUBE Hamburg 02|23)