Minimal Art im Garten
Puristischer Garten einer Villa am Griebnitzsee
Das Anwesen, dessen Garten es anzulegen galt, befindet sich in einer traditionellen Umgebung, der Villenkolonie Neubabelsberg. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die exquisiten Gebäude am Rande des Griebnitzsees aneinander. Sie entstammen meist einem anderen Zeitalter, sprich der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die abwechslungsreiche und stark von ihren neuen und alten Anwohnern überformte Landschaft wurde 1990 in die UNESCO Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen. Der für das ungeübte Auge zunächst wenig gestaltet anmutende Garten des Neubaus ist genau das Gegenteil. Die Fehleinschätzung liegt wohl daran, dass sich mit dem Begriff „Garten“ andere, überkommene Vorstellungen verbinden – wie Blumenbankette, Lauben oder Bäume und Sträucher. Um einen Garten im traditionellen Sinne handelt es sich bei diesem Garten einer Villa an der Virchowstraße bei Potsdam also nicht. Er ist eine, zur hochmodernen Architektur aus Beton und Glas der Architekten Axthelm Rolvien passende, Landschaftsgestaltung. Die Villa aus Beton und Glas sticht als „Neuling“ aus der Nachbarschaft hervor. Der im Vergleich nüchternen Architektur entspricht der minimalistische Garten, der sich auf die Herausarbeitung des Wesentlichen beschränkt. Die Gestaltung des Geländes stammt von Planorama Landschaftsarchitekten. Sie stellt in diesem historischen Umfeld selbst für versierte Fachleute eine Herausforderung dar.
Zu Beginn der Planung war bereits der Rohbau des Gebäudes fertiggestellt, sodass das Gelände nicht nur durch den Abriss des Vorgängergebaus, sondern auch durch die Baugrube bereits keine durchgängige Geländeform mehr aufwies. Nur die Höhen der angrenzenden Grundstücke boten Hinweise auf den ursprünglichen Geländeverlauf. Zur Straße hin bleibt wenig Platz als „Vorgarten“. Zum See im Nordosten fällt das Gelände um fünf Meter ab. Diesen Höhenunterschied galt es durch einzelne Ebenen terrassenförmig zu überbrücken. Ein weißes Band führt als Weg seitlich des Hauses – und am Beginn des Gefälles als Treppe bis hinunter zum See mit Anlegestelle. Ein paralleles Wegeband verläuft flankierend auf der anderen Hausseite. Die beiden Wege schliessen straßenseitig einen „Sunken Garden“ ein: Hochbeete auf dem Niveau des Gebäudesockels bilden mit hohen Rosen, Stauden- und Gräserpflanzungen auf einer kleinen Fläche einen üppigen Grünraum. Ein Kontrast zur naturnah gestalteten Böschung auf der Seeseite. Diese erhält eine natürliche und ökologisch wertvolle Bepflanzung aus verschiedenen Gräsern. Das gesamte Gebäude ist von einer Schüttung aus hellem Kalkschotter und Kies gerahmt. Betongefasste Eichenholzterrassen und Betonsitzelemente dienen als Aufenthaltsorte im Freien.
Fotos:
Hanns Joosten
www.hannsjoosten.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|25)