Leise weitergebaut
Zwei Doppelhaushälften werden zu einem Einfamilienhaus zusammengefasst
Ein Doppelhaus in einer Reihenhaussiedlung aus den 1920er-Jahren sollte zu einer Einheit verbunden und dabei energetisch saniert und altersgerecht umgebaut werden. Der von Wahn Architekten aus Rösrath vorgenommene Umbau gibt sich zurückhaltend und zeigt viel Respekt für den vorhandenen Bestand. Entstanden ist eine unaufgeregte, maßstäbliche Architektur, die den Charakter der historischen Siedlung respektiert und zugleich heutige Ansprüchen gerecht wird.
Als das Nachbarhaus ihrer bereits bewohnten Doppelhaushälfte zum Verkauf stand, entschieden sich die privaten Bauherren rasch diese zu erwerben – mit dem Ziel, beide Einheiten zu verbinden und altersgerecht auszubauen. Im Erdgeschoss wurden die beiden Haushälften barrierefrei verbunden. Der Zugang zur gartenseitig neu angelegten Terrasse ist so stufenlos möglich. Für den optionalen späteren Einbau eines Aufzugs wurde ein Deckendurchbruch vorbereitet und mit einer begehbaren Glasscheibe geschlossen – ein funktionaler Vorgriff mit poetischem Nebeneffekt: Regale ober- und unterhalb inszenieren das Glas gleichsam wie eine Spiegelung im Raum. Auch die Fassadengestaltung wurde mit viel Feingefühl umgesetzt: Anstatt eines herkömmlichen WDVS-Systems blieb der grobe Außenputz erhalten, während die Dämmung durch eine zwischen den Wandschalen eingeführte Einblasdämmung realisiert wurde. Der bestehende Anbau auf der Gartenseite wurde vergrößert und erhielt eine Holzverschalung, die sich klar von der Putzfassade abhebt, ohne mit ihr zu konkurrieren. In gleicher Weise wurden die beiden Einzelgauben zu einer einzigen Gaube zusammengefasst. Die großzügig dimensionierten Fenster des Anbaus wurden ebenfalls in Holz ausgeführt – fein gegliedert und formal an die ursprünglichen Öffnungen angepasst. Im Inneren setzt sich die zurückhaltende Gestaltung fort: Weiß verputzte Wände treffen auf Kiefernholzdielen, die größtenteils aufgearbeitet, aber auch neu ergänzt wurden. Durch das Öffnen von Trennwänden und den Rückbau der alten Treppe enstanden in der dazugekommenen Haushälfte neue Raumbezüge. Im Dachgeschoss offenbart sich ein besonderes Detail: Der alte Kamin wurde freigelegt und dient nun als freistehende Skulptur, die beide Haushälften miteinander verbindet. Dieser Umbau zeigt, wie leise Handwerkskunst und Respekt vor dem Bestand zu einer zeitgemäßen Architektur führen können. Das Projekt bewahrt den Charakter des Siedlungshauses, ohne es museal wirken zu lassen, und beweist zugleich, wie viel Gegenwart im Einklang mit der Geschichte möglich ist.
Fotos:
Ulla Franke
www.ullafranke-foto.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|25)