Die zwei Seiten
Organische Front trifft auf klare, lineare Rückfassade
Eigentlich wollten die Bauherren ihr Wohnhaus umbauen lassen. Allerdings standen die Gegebenheiten vor Ort ihren Vorstellungen entgegen und so riet Architekt Markus Mucha zu einem Neubau. Am Südhang einer Siedlung aus den 1960er-Jahren fand das Ehepaar schließlich ein Grundstück, das insbesondere aufgrund der starken Hanglage mit neuen Herausforderungen aufwartete.
Um die Zugangs- mit der Gartenebene eng zu verknüpfen, entwickelte Mucha eine offene Treppe. Die dunkle, rohe Stahltreppe mit Luftraum verbindet die drei Geschosse und wirkt dabei wie ein skulpturales Kunstdetail mitten im Gebäude. „Wir konnten nicht nachvollziehen, warum die Thematik des Treppenaufgangs so wichtig war und haben deswegen dem Architekten hier freien Lauf gelassen. Jetzt sind nicht nur unsere Besucher:innen, sondern auch wir von der Treppe beeindruckt – keine rechten Winkel und doch so harmonisch“, schwärmen die Bauherren. Im Obergeschoss befindet sich der Wellnessbereich mit einer holzverkleideten, geräumigen Sauna, Nasszellen in dunklem Stein und einer Loungenische. Die großzügige Glasfront nach Süden eröffnet nicht nur einen beeindruckenden Ausblick in die charakteristische Landschaft der Schwäbischen Alb, sie ermöglicht auch den Zugang auf die in der Dachfläche integrierte Terrasse mit Pool. Sobald man den Wohnbereich im Erdgeschoss betritt, fällt die asymmetrische Küche mit einer dunklen, freitragenden Theke zum Essplatz hin ins Auge. Um eine angenehme Barsituation zu schaffen, kann das Spülbecken hinter einer Faltwand verborgen werden. Im Kontrast zur dunklen Küche steht der helle Steinboden aus Jura, der sich nahtlos über die angrenzende und große Terrasse erstreckt. Mit der Komplettverglasung, die sich über eine Breite von 6 Metern öffnen lässt und dem durchgängigen Boden entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen. Geht man die Treppen vom offenen Wohnbereich des Hauses ins Gartengeschoss hinunter, gelangt man in eine etwas intimere Atmosphäre. Das private Wohnzimmer spiegelt mit einem geschwungen angelegten Vorhang die organische Form der Frontfassade im Raum wider. An das Wohnzimmer grenzen das private Bad und das zurückgezogene Schlafzimmer mit offenem Gaskamin an. Vom Untergeschoss aus gelangt man ebenerdig in den Garten, der von den Landschaftsarchitekten Terramanus geplant wurde. Die Rückseite des Hauses wirkt mit den übereinander versetzten Glasfassaden, die von einem steinernen Bügel gefasst werden, der das Gebäude als Ganzes umrahmt, ruhig und elegant. Durch die klare Linearität des Designs steht die Rückfassade im klaren Kontrast zur geschwungenen Eingangsfassade des Hauses und organischen Wegeführung des Gartens.
Fotos:
Zooey Braun
www.zooeybraun.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|24)