Ordnend und verbindend
Skulpturaler Holzbau mit Metallverkleidung wird identitätsstiftender Ort einer Kirchengemeinde
Diese katholische Kirche wurde unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus im Jahr 1895 erbaut. Der Kindergarten von 1934 wurde Ende der 1970er-Jahre zu einem kleinen Gemeindezentrum umgenutzt. Einige Um- und Anbauten der letzten Jahrzehnte hatten einen unübersichtlichen und schwer zu unterhaltenden Gebäudekomplex entstehen lassen. So entschloss man sich, die Bestandsgebäude durch einen Neubau zu ersetzen.
Den dafür ausgeschriebenen beschränkten Architektenwettbewerb gewannen dauner rommel schalk Architekten und bis auf Teilbereiche wurde der Neubau Ende 2020 in Betrieb genommen. Der polygonale Baukörper des katholischen Gemeindehauses besetzt das sich nach Norden verjüngende Grundstück in seiner vollen Breite. Damit werden klare städtebauliche Zonierungen geschaffen, in dessen Mitte das Gemeindehaus ordnend und verbindend wirkt. Der ausgebildete Kirchplatz an der Nordseite ist ein repräsentativer Ort, der Raum für kirchliche Veranstaltungen bietet und als Treffpunkt vor und nach dem Kirchgang dient. Hier befindet sich auch der Haupteingang. Die südliche unbebaute Hälfte des Grundstücks wird als großzügiger Garten genutzt. Auf einer Bruttogrundfläche von rund 664 m² befinden sich ein Saal mit Küche sowie Guppen-, Verwaltungs -und Nebenräume. Mobile Wände ermöglichen die Verbindung des Saales mit den beiden benachbarten Räumen zu einem großen Veranstaltungsraum. Saal und Gruppenräume orientieren sich mit einer großzügigen Fensterfront zum südlich gelegenen Garten. Ein gesonderter Zugang vom Kirchplatz erschließt den Verwaltungsbereich, sodass er unabhängig vom eigentlichen Gemeindehaus nutzbar ist. Das eingeschossige Gebäude ist als Holzbau ausgebildet und sitzt auf einem Betonsockel, um sowohl das Holz konstruktiv zu schützen als auch die unterschiedlichen Geländehöhen auszugleichen. Eine metallische Hülle aus eloxierten Aluschindeln verkleidet die Holzkonstruktion vollständig. Ein zentral positioniertes Oberlicht, das Foyer, Saal und Nebenraumflur belichtet, verstärkt das skulpturale Erscheinungsbild des Gebäudes – sowohl außen wie auch innen. Die überdachten Außenbereiche beim Haupteingang im Norden und die wettergeschützte Vorzone im Süden sind mit Holzlatten aus Weißtanne verkleidet. Dieses Thema setzt sich im Foyer und im Saal fort: Die Decken sind hier mit Latten aus Weißtanne und die Wände mit furnierten Holztafeln verkleidet. Im Foyer, Saal sowie in den Gruppenräumen wurde darauf geachtet, dass sich das äußere Erscheinungsbild auch in der Deckengeometrie widerspiegelt.
Fotos:
Ralf Dieter Bischoff
www.ralfdieterbischoff.de
Tilman Schalk
Julian Bauer
www.julianbauer.de
(Erschienen in CUBE Stuttgart 03|22)