Freundlicher Gigant
Ein Bürogebäude verändert das Gesicht von Strahlau
Mitten in Berlin entstand ein Gebäude der Superlative: Der 300 Meter lange Bürobau, der nun in der Nähe des Ostbahnhofs und der Rummelsburger Bucht steht, ist zwar nicht das längste Bauwerk der Stadt – hat aber dennoch beeindruckende Details aufzuweisen. Für den Entwurf zeichnen die international agierenden Architekten Barkow Leibinger, mit Sitz in Berlin und New York, verantwortlich. Der Baukörper mit Namen „B-Hub“ verläuft im Stadtteil Strahlau entlang der Kynaststraße von Norden nach Süden, parallel zur Straße und zu den Gleisen der Berliner Ringbahn und schützt als Gebäuderiegel das dahinter liegende Wohngebiet im Osten vor dem Auto- und Bahnlärm. Der Neubau auf einem langen, schmalen Grundstück, auf dem zuvor ein Glaswerk gestanden hatte, gilt heute als Beispiel für Nachverdichtung und die Aufwertung schwieriger Standorte. Barkow Leibinger Architekten sind bekannt für die Sorgfalt, mit der ihre Gebäude ausgeführt sind. Auch das „B-Hub“ wurde bereits mit dem Goldstandard der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) zertifiziert und steht auf der Shortlist für den DAM-Preis 2024. Am nördlichen Gebäudeende des zum Wasser hin orientierten Kopfbaus gibt es eine öffentliche Freitreppe. Zwei Haupteingänge für jeden der beiden Hauptmieter befinden sich im Erdgeschoss. Hier, am höchsten Teil des Gebäudes mit 43 Metern Höhe, verfügt der Bau über zehn Stockwerke und flacht bis zu seinem anderen Ende auf sieben Etagen ab. Die Fassade ist mehrfach geknickt oder rhythmisch gefaltet. So wird der Eindruck eines massiven Klotzes zugunsten einer Leichtigkeit vermieden, die das Gebäude trotz seiner Masse ausstrahlt. Die versetzt angeordneten Geschosse ergeben Terrassen und begrünte Freiflächen. Wie auch die Freianlagen rund um das Gebäude und die den Mitarbeitenden zugänglichen Dachterrassen, wurden diese von den Landschaftsarchitekten Topotek1 aus Berlin gestaltet. Die jeweils oberen Geschosse sind abgetreppt und somit leicht zurückgesetzt. Zudem gibt es eine Tiefgarage mit Stellplätzen für Fahrräder und Autos samt Ladestationen für E-Fahrzeuge. Die Fassade zeichnet sich durch horizontale und vertikale keramische Elemente aus. Die plastisch geformten Terrakotta-Elemente verleihen der weiß schimmernden Fassade ihre dreidimensionale Wirkung. In die Fassade sind 11.000 m² Sonnenschutzglas integriert. Hierbei handelt es sich um vertikal gegliederte Fenster, die in das strenge Muster der Lochfassade zwischen Lisenen und Gesimsen eingepasst sind. Zusätzlich haben die Fenster einen aussen liegenden Sonnenschutz in Form von Aluminium-Raffstores. Rundum sind die Fenster mit weißen Brüstungen aus Metall ausgestattet. Die Gesimsbänder bestehen aus Sichtbetonfertigteilen, die Lisenen sind mit weiß glasierten Terrakottahüllen versehen. Standortvorteile des „B-Hub“ sind eindeutig die Nähe zum Bahnhof Ostkreuz und damit der Anschluss an sämtliche öffentliche Nahverkehrsmittel und sogar an Fernzüge. Zweiter Pluspunkt ist die Ruhe der Strahlauer Insel als Erholungsgebiet. Die Nutzfläche beträgt 47.300 m2 bei einer Bruttogeschossfläche von 64.000 m². Im Gebäudeinneren sind die Büroflächen je nach Bedarf individuell gestaltbar. Es gibt kleine und große Einheiten mit einer maximalen Fläche von 4.000 m². Im Wesentlichen teilen sich zwei Mieter das „B-Hub“: Eine Bundesbehörde und die Deutsche Bahn. Eine gemeinsame Kantine im Erdgeschoss steht allen Mitarbeitenden zur Verfügung. Ein Supermarkt und ein Café kommen auch den Passanten zugute.
Fotos:
Iwan Baan
www.iwan.com
(Erschienen in CUBE Berlin 04|23)