Aufgeputzt und ausgebaut
Denkmalschutz und Gespür für Raum und Zeit prägen die Sanierung dieses Hauses
Zülpicher Viertel, Univiertel, Kwartier Latäng – das Rathenauviertel hat viele Namen. Daraus spricht die Vielseitigkeit dieses Viertels, das im Zuge der 1881 begonnenen Stadterweiterung entstanden ist. Je nach Standpunkt muss mal die nahe gelegene Universität als Bezugspunkt herhalten, mal die kulturelle Vielfalt in Form von Theatern, Kneipen und Restaurants, mal eine prägende Straße oder ein Platz. Gleich welcher Name vergeben wird, immer wieder tauchen im Straßenbild Häuser auf, die an die Gründerzeit erinnern. Also an die Zeit, in der diese Stadterweiterung am Reißbrett entstanden ist. Eines dieser Häuser, nicht mehr ganz frisch in Aussehen und Zustand, sollte das Architekturbüro Badtke sanieren. Außen wie innen war der alte Glanz verschüttgegangen und sollte wiederhergestellt werden. Alles unter den strengen Augen des Denkmalschutzes.
„Häuser mit Geschichte stellen uns Architekten immer vor besondere Herausforderungen. Denn hier schreiben wir die Geschichte nicht neu, sondern weiter. Das ist wie die Fortsetzung eines Bestsellers“, so Architekt Stefan Badtke. Viel Fingerspitzengefühl musste er bei dieser Fortsetzung an den Tag legen, nicht nur für die Gebäudesubstanz, sondern auch für den Umgang mit den Behörden. Stuck an der Fassade und in den Innenräumen sowie die Zargen sämtlicher Türen wurden behutsam saniert. Am Original orientieren sich auch die Fußbodenbeläge. Quadratische schwarz-weiße Fliesen wurden mit weißen Metrofliesen in den Bädern kombiniert. In den Wohnräumen wurde Parkett verlegt, wobei sich in den Etagenwohnungen ein Fischgrätmuster findet, in der Dachgeschosswohnung dagegen ein moderner anmutender Schiffsboden.
Apropos Dachgeschoss, das stellte durch seine Statik wohl die größte Herausforderung an die Architektinnen und Architekten. Die dort liegende, vormals marode Wohnung erstreckt sich heute zum Teil über zwei Etagen. Mit ihren Durchbrüchen und Lufträumen, den Terrassenflächen und großen Fensteröffnungen wirkt sie jetzt großzügig und modern. Dazu trägt auch die Materialkombination aus weißen Wänden, Holzboden und Stahltreppe bei. Fast scheint es, als würde diese Wohnung allein einen Großteil der insgesamt 390 m² Wohnfläche einnehmen. Dabei ist sie nur eine unter – oder besser: über – den fünf teilweise frisch sanierten und aufgewerteten Mietwohnungen des Hauses.
Fotos:
Axel Hartmann
www.ah-fotografie.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|22)