Luft(ig) nach oben

Reihenendhaus aus den 1930er-Jahren gewinnt an Raumqualität und Offenheit

Nach längerer Suche fand die Familie mit zwei Kindern endlich ein passendes Zuhause: ein Reihenendhaus aus den 1930er-Jahren in einer Arbeitersiedlung am Hang. In den 1950er-Jahren wiederaufgebaut, entwickeln sich die vier Geschosse turmartig auf einem kleinen, annähernd quadratischen Grundriss von 6,85 x 7,30 m. Über einen Vorgarten an der Nordseite gelangt man ins Erdgeschoss. Das war allerdings zu klein, um die Bereiche Kochen, Essen und Wohnen unterzubringen. Außerdem führte vom Erdgeschoss nur eine steile, schmale Treppe ins niedrige Untergeschoss und somit in den Südgarten. Das Architekturbüro Amunt Nagel Theissen entwickelten einen Entwurf, der das Gartengeschoss als Wohnraum aktiviert. Dazu wurde die Schlackebetondecke aus den 1950er-Jahren zum Teil abgebrochen und durch einen Stahlbetonringgurt mit einer aufliegenden Deckenplatte ersetzt. Die neue Plattform mit Lufträumen zu beiden Seiten schafft Raum für das Wohnzimmer. Es liegt eine Stufe höher, um sich vom Eingangsbereich und der Nische mit dem Arbeitsplatz zu differenzieren. Gleichzeitig gewährt die niedrigere Höhe des Wohnzimmers der darunterliegenden neuen Küche mehr Kopffreiheit. Verknüpft sind die beiden Geschosse durch die beiden Lufträume und eine eingestellte Treppe aus Weißtanne. Sie führt ins Gartengeschoss mit Küche und dem doppelt hohen Essbereich, in dem viele Gäste auf einer raumbreiten Bank Platz finden. Große Verglasungen öffnen den Raum zur Terrasse und zum Garten. Durch die Eingriffe und Ergänzungen ist eine abwechslungsreiche Wohnhalle entstanden. Trotz der kleinen Struktur ergeben sich vielfältige Sichtbeziehungen und ein Gefühl von Großzügigkeit mit intimen Bereichen. Der Ringgurt aus Stahlbeton wurde in seiner Rohheit sichtbar belassen und ist als neues Element lesbar. Lediglich die Oberseite der Wohnzimmerplattform wurde abgeschliffen, um dem Beton eine edle, terrazzoähnliche Anmutung zu entlocken. Insgesamt wurde das Haus behutsam renoviert: Die Holzböden und die geschwungene Holztreppe wurden aufgearbeitet und der Grundriss modernisiert. Im Obergeschoss entwickelten die Planer die vorgefundene Raumstruktur zu einer offenen Etage für die Kinder und Gäste. Schiebetüren verbinden die drei Räume und ermöglichen sowohl ein gemeinschaftliches als auch ein intimes Wohnen. Im Dachgeschoss sind die Privaträume der Eltern mit Schlaf-, Ankleidezimmer und neuem Bad untergebracht.

www.amunt.info

Fotos:

Brigida González
www.brigidagonzalez.de

(Erschienen in CUBE Stuttgart 04|19)

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