Weniger ist mehr

Ungewöhnliches Wohnhaus am Hang mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Suffizienz

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Ein Südhang mit Blick auf das Tübinger Schloss und über die Stadt. Darauf ein 365 m² großes Grundstück. An diesem besonderen Ort sollte ein nachhaltiges und kostengünstiges Wohnhaus für eine sechsköpfige Familie entstehen. Neben dem Einsatz energetisch effizienter Passivhaustechnologie waren ein besonnener Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und die Verwendung erneuerbarer Materialien wichtig. Im Entwurfsprozess setzte sich das Architekturbüro Amunt mit der Frage auseinander, was Nachhaltigkeit und Suffizienz bezogen auf Architektur und Wohnraum bedeuten kann. Was ist ein „guter“ Wohnraum und wie viel Raum braucht man wirklich?

Basierend auf diesen Überlegungen entwarfen die Architekten die Grundrisse mit dem Fokus auf Funktionalität, Flexibilität und effiziente Raumnutzung auf 138 m² Wohnfläche. Mit einem minimierten Materialeinsatz erzielten sie ein Maximum an räumlichen Qualitäten. Während die Schlaf- und Kinderzimmer mit 7,5–9 m² recht klein gehalten sind, bieten flexible Räume im Dachgeschoss und ein gestaffelter Hauptlebensraum im Erdgeschoss unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten. Ein 12 m² großer Balkon und ein überdachter Vorplatz mit Außenküche erweitern die Räume in der warmen Jahreszeit zusätzlich ins Freie auf 23 m². Raumbreite Verglasungen und ideenreiche Überlagerungen von Raumbereichen und Funktionen bieten vielfältige Atmosphären. Trotz minimierter Wohnfläche vermitteln sie den Bewohnern ein Gefühl von Großzügigkeit. Ganz im Sinne des nachhaltigen Nutzungskonzepts kann das Haus zudem problemlos in zwei Wohneinheiten aufgeteilt und so an mögliche veränderte Lebenssituationen der Familie angepasst werden. Jeweils ein separater Eingang führt dann zu den 81 und 57 m² umfassenden Wohneinheiten. Für den Rohbau wählten die Architekten Massivholz, vor allem aufgrund seiner Energiebilanz und seines günstigen Einflusses auf das Raumklima. Im Innenraum sind die Oberflächen der vorgefertigten Elemente aus Kreuzlagenholz als „veredelter Rohbau“ ausgeführt. Die Holzoberflächen wurden lediglich geschliffen, gelaugt und geseift, um den hellen Charakter des Holzes zu erhalten. Die kompakte Form mit dem ausformulierten Dachkörper betrachten die Architekten als zeitgenössische Interpretation der umliegenden grauen Tuffstein-Gebäude aus den 1920er-Jahren. Der eigenwillige Schwenk der walmdachartigen, mehrfach geknickten Dachform resultiert zum einen aus dem angestrebten maximal möglichen Raumvolumen, das innerhalb der Abstandsflächen und gesetzlichen Regelungen der Landesbauordnung möglich war. Zum anderen aus dem Wunsch der Nachbarin, die das Grundstück nur unter dieser Voraussetzung verkauft hatte, den Blick auf das Tübinger Schloss freizuhalten.  

www.amunt.info

Fotos:

Brigida González
www.brigidagonzalez.de

(Erschienen in CUBE Stuttgart 01|22)

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