Metamorphose in Lehm
Eine Haushälfte in Lindenthal wurde neu geordnet und nachhaltig baubiologisch umgebaut
Natürlich-nachhaltige Materialien, die das Raumklima begünstigen und eine konsequente Wiederverwendungs-Strategie beim Bestand stehen im Fokus des Umbauprojektes, das Catalanoquiel Architekten aus Köln im Stadtteil Lindenthal umgesetzt haben. „Ganz viel Lehm bitte“ sollte das Leitmotto des Umbaus werden. Außerdem war die zweigeschossige Doppelhaushälfte aus den 1930er-Jahren, die vor 50 Jahren bereits einmal saniert und durch ein unterirdisches Schwimmbad erweitert worden war, neu zu ordnen: Großzügige offene, kommunikative Räume sollten entstehen, die – so der ausgesprochene Wunsch der sechsköpfigen Familie mit Hund – „Spaß machen“. In diesem Zuge galt es auch das stillgelegte Schwimmbad zu reaktivieren und einen weiteren Bereich im Untergeschoss zu schaffen.
Die Herausforderungen des Umbaus waren groß. So galt es etwa zugunsten eines offenen Grundrisseses im Erdgeschoss Räume zusammenzufügen. Dies stieß jedoch auf die Grenzen des stark verschachtelten Bestandes mit teils sehr dünnen Decken. Auch die bauliche Situation vor Ort stellte den Umbau vor schwierige Bedingungen: Auf der einen Seite des Doppelgebäudes waren die Grundstücksgrenzen vollständig bebaut, so dass vor allem die unterirdische Erweiterung nur sehr aufwendig mit einem Kran überhaupt umsetzbar war. Leitidee war es, den Bestand zu respektieren und wiederzuverwenden sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer:innen in die bestehende Struktur zu integrieren. Soweit es konstruktiv möglich war, wurde dabei auf Zement als Baustoff verzichtet: Wenn überhaupt, dann kam ein Öko-Beton zum Einsatz, der 40 Prozent weniger CO₂ bei der Produktion verursacht und dabei recyclebar ist. Nahezu der komplette Trockenbau der Wände wurde zudem mit baubiologisch vorteilhaften Lehmbauplatten ausgeführt, die mit Lehmputz und teilweise mit einem Finish aus strapazierfähigem Lehm-Edelputz versehen wurden. Selbst der Fußboden im Erdgeschoss wurde als 8 Zentimeter starker, schwimmender Stampflehmboden ausgeführt.
In den oberen Geschossen, in denen ein Estrich bereits vorhanden war, finden sich dagegen raumlange massive Eichenholzdielen wieder – in den Nebenräumen nachhaltiges Linoleum. Auch bei der Heizung und Kühlung wurde auf eine maßgeschneiderte Lösung mit erneuerbaren Energien gesetzt: In die ebenfalls mit Lehm verputzten Decken wurde eine Deckenheizung und -kühlung integriert, die wiederum durch eine Wärmepumpe gespeist wird. Die Stromerzeugung erfolgt dazu über eine PV-Anlage; Warmwasser wird zusätzlich über eine Solaranlage generiert. Der holzbetriebene Kamin dient als Ergänzung, speist seinerseits eine Wandheizung. Gesteuert wird das komplette System über eine High-End-Smart Home-Applikation.
Fotos:
Marie Kreibich
www.mariekreibich.com
(Erschienen in CUBE Frankfurt 02|25)