eingehegter Schrein

Das neue Archivgebäude schützt das Gedächtnis der Stadt – und öffnet es zugleich

Rund zwölf Jahre nach dem tragischen Einsturz des Historischen Archivs in der Kölner Südstadt wurde im September letzten Jahres der Neubau für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln am Eifelwall eröffnet. Der 2011 aus einem Wettbewerbsverfahren mit dem 1. Preis prämierte Entwurf von Waechter + Waechter Architekten aus Darmstadt besteht aus einem langgestreckten Mantelbau, der sich schützend um das innere „Schatzhaus“ legt.

Prägendes Gestaltungselement des Bauwerks ist das Fassadenmaterial aus Baubronze mit seinen sogenannten „Brises Soleils“. Sie bestehen aus feststehenden, rund 80 cm tiefen Metalllamellen, die einerseits eine optimale Tageslichtausnutzung, andererseits aber auch Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung garantieren. Vom Haupteingang und Vorplatz an der Luxemburger Straße gelangen die BesucherInnen in ein lichtdurchflutetes, zweigeschossiges Foyer, das einen Ausblick in einen der zwei grünen Innenhöfe eröffnet. Von hier aus werden die öffentlichen Bereiche mit Vortragsraum und Ausstellungsfläche erreicht, über eine Treppe geht es hoch in den Lesesaal. Der zentral angeordnete sechsgeschossige Magazinbau – das „Schatzhaus“ – ist vom Lesesaal aus sichtbar. Wie ein Schrein wird es von der dreigeschossigen Mantelbebauung umrandet. Der Ausstellungs- und der Lesesaal erscheinen mit ihren Holzverkleidungen aus weiß geölter Douglasie einladend und heiter und erschaffen eine wohltuend ruhige Atmosphäre. Große Lesetische und eine Freihandbibliothek bieten einen optimalen Ort für konzentriertes Arbeiten. Zugleich tragen abwechslungsreiche Sichtbeziehungen zu einer Atmosphäre von Offenheit und Kommunikation bei. Im Schatzhaus zeichnet sich auf der vielfach gekanteten Baubronze je nach Lichteinfall ein abwechslungsreiches Bild aus Licht und Schatten ab. Geschützt hinter der fensterlosen Fassade werden über 50 Regalkilometer Archivalien in Regalen und Schränken sicher aufbewahrt. Durch die kompakte Anordnung, die optimale Lage eines jeden Magazinraums sowie die massive Bauweise des Schatzhauses wird dabei die erforderliche Klimastabilität hergestellt, die für eine dauerhaft sichere Aufbewahrung der Archivalien so wichtig ist. Umarmt wird das Schatzhaus durch die Mantelbebauung mit Restaurierungswerkstätten, Laboren und Arbeitsräumen. Aus der ringförmigen Erschließung eröffnen sich für die über 150 tätigen MitarbeiterInnen abwechslungsreiche Ausblicke in die begrünten Höfe. Das neue, rund 14.500 m² Nutzfläche umfassende Archivgebäude zeichnet sich zudem durch eine nachhaltige Planung und Bauweise aus, die einen maximal energieeffizienten und damit wirtschaftlichen sowie ökologischen Betrieb sicherstellt. Noch nie zuvor wurde für einen solchen Sonderbau ein so komplexes Klimakonzept entwickelt und umgesetzt: Neben einer Wärmepumpenanlage und einer Photovoltaikanlage kommt ein innovativer im Erdreich verbauter Eisspeicher zum Einsatz, der Energie aufnehmen und abgeben kann. Allein für die Archivalien und Fotografien kann die Gebäudetechnik auf diese Weise neun verschiedene Klimazonen bereithalten.

www.waechter-architekten.de

Fotos:

Rheinisches Bildarchiv/Michael Albers

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|22)

 

JL22001-0573_u-berarbeitet_15_webVvcOI0hgDVEAy

Farbräume des Lernens

Eine Campusbibliothek verzahnt Architektur und Innenarchitektur eng miteinander

_DSC3125_b_19_700pixel

Schwebend am Hang

Ein sanierter Bungalow von 1964 in Bad Honnef wirkt so zeitgemäß wie ein Neubau

maar_trintkreuder__-R-_Christian_Richters_Aussenansicht_19_700pixel

Behutsam Umgewidmet

Das historische Gut Maarhausen bei Heumar ist heute ein attraktiver Firmenstandort