Das Bessere ist des Guten Feind

Ein Hotel zeigt wie kultivierte Gastlichkeit aussehen kann

Das neue Hotel „Engelwirt“ macht der mittelalterlichen Stadtmauer, der bisherigen Hauptattraktion der oberpfälzischen Kleinstadt Berching, Konkurrenz. Nach umfangreichen Um- und Anbauten des einstigen Probstanwesens, Baujahr 1686, eröffnete dort im vergangenen Jahr ein ungewöhnliches Gästehaus. Nach 22-jährigem Leerstand war das einst repräsentative Stadthaus in einem desaströsen Zustand gewesen. Der Mut der Bauherrschaft Stephanie und Michael Zink verhalf dem Gebäude zu einem neuen Lebensabschnitt.

Das Architektenpaar Tamara Henry & Mathieu Robitaille, das zuvor schon die neuen Räume für den Galeristen Michael Zink im nahen Waldkirchen geschaffen hatte, wurden erneut gewonnen, nun auch die Sanierung und Restaurierung der beiden Bestandsgebäude sowie zwei Neubauten zu planen und darüber hinaus die Zimmer des Hotels in spe zu entwerfen: Normale Hotelzimmer sind es nicht geworden, sondern 15 traumhafte, virtuose Apartments, über die vier Gebäude verteilt. Sie umschließen einen Innenhof, der gut und gern eine kleine italienische Piazza sein könnte. Mit den neuen Bausteinen schließt der Entwurf die Lücken, die über die Jahrhunderte im einst geschlossenen Geviert entstanden sind. Dem stattlichen Bestandsgebäude gaben die Architekten den Beinamen „Hotel Baroque“. Als typisches Beispiel für den Barockstil dieser Region im 17. Jahrhundert steht es unter Denkmalschutz. Mit seinen beiden repräsentativen Wohngeschossen und einem drei Stockwerke umfassenden Dachstuhl ist es das Hauptelement des Gebäudekomplexes. Im Hof schließt sich zur Linken das ehemalige Gesindehaus an, das nach dem Umbau auch als Ferienhaus angemietet werden kann. Die beiden Neubauten haben einen gänzlich unterschiedlichen Charakter: Das „Yard-House“, ein doppelgeschossiger Querriegel mit Flachdach, begrenzt den Hof auf der Stirnseite. Seine Glasfassade kann mit orangefarbenen Jalousien vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Vorgelagerte Metallstreben in V-Form zitieren das Dachgebälk des Altbaus. Hier gibt es zwei große und zwei kleinere moderne Apartments. Das „Probst-Haus“, der zweite Neubau, schließt dort, wo sich einst der Stadel befand, das Ensemble ab. Seine Kubatur passt sich – gemäß den Vorgaben des Ensembleschutzes – den umstehenden Häusern an. Ein Betonskelett mit einem Spitzgiebel trägt das neue Dach. Zwischen den Elementen des Betonskeletts sind unverputzte Ziegelwände eingezogen. Glasbausteine bringen Tageslicht ins Innere. Hier gibt es einen Aufzug, der das Gebäude auch Gästen mit Gehbehinderung zugänglich macht. Auf zwei Ebenen liegen insgesamt vier Apartments. Schon während der Planungsphase spielte das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Alle werthaltigen Elemente des Altbaus wurden erhalten und integriert: die prachtvollen, reich verzierten Türstöcke mit ihren kunstvoll geschmiedeten Beschlägen, die Stuckdecken und das originale Treppenhaus. Auch die alten Holz- und Steinböden konnten restauriert werden und sehen nun aus wie neu. Als Teil der Energieversorgung wurden auf dem denkmalgeschützten Dach des Altbaus flächenintegrierte Photovoltaik-Module verbaut. Eine Pioniertat!

Die Architekten haben gemeinsam mit den ambitionierten Bauherren ein Wohlfühl-Ambiente erschaffen. Die Zimmer im Haupthaus tragen Namen wie Justizia Suite, Jahreszeitenzimmer oder Balkonzimmer. Als primus inter pares liegt das großzügige „Engelapartment“ unter dem Dachspitz des Bestands – eine traumhafte Maisonette-Wohnung. Galerist Zink ließ in jedem Raum Wände einplanen, die nun Originale seiner Sammlung moderner Kunst zieren. Stephanie Zink trug zu den virtuos gestalteten Interieurs der Räume bei: Ein stimmiger Mix aus Vintage- und neuem Mobiliar. Überall entdecken Kenner:innen hochwertige Materialien, Decken, Teppiche und edelstes Design. Ein Salon im Erdgeschoss als Café und Veranstaltungsort sowie eine Küche runden das Ganze ab. Die Bezeichnung „Hotel“ ist ein Understatement für diesen Ort. Um mit Voltaire zu sprechen: „Das Bessere ist des Guten Feind!“

www.atelier-dimanche.ch
www.engelwirt.com

Fotos:
courtesy Engelwirt Berching

(Erschienen in CUBE München 01|25)

Architektur:

atelier dimanche architects
www.atelier-dimanche.ch

rest. Putz- und Malerarbeiten:

objektDenkmal
www.objektdenkmal.de

Schreiner (Fenster):

Schreinerei M. Mayer
www.fenster-mayer.de

Rollläden:

Brichta
www.brichta.net

Holzböden:

Anton Schmid Schreinerei
www.schmid-schreinerei.com

Fliesen:

Hans Vögerl
www.fugenlos.com

Festeinbauten, Möbelaufbereitung:

holzhoch³
www.holzhoch3.de

Haustechnik:

Christian Distler
www.distler-gmbh.de

Elektro:

Elektro Wagner
www.elektrowagner.net

Beschallung:

Art of Noise
www.the-art-of-noise.de

Aufzug:

LiftTec
www.lifttec.de

Tresor:

Dr. Heindl Tresore
www.www.heindltresore.de

Inventar, Einrichtung:

et sedia Schadt und herramhof
www.etsedia.de

Sitzmöbel:

decora Textilwerkstatt
Telefon: 09181-296699
Moroso
www.moroso.it

Nothing found.

Licht, Luft und Sonne

Nachverdichtung in der Höhe – eine Dachaufstockung schafft neuen Wohnraum

Dreifacher Lückenschluss

Blockrandschließung, Ausdehnung des Dachgeschosses und ein zusätzliches Rückgebäude

Wohnen unter schrägen Dächern

Platzgewinn durch ausgeklügelte Dachflächenoptimierung

Mit Pfau und Glamour

Harmonisch-farbenfrohes Designkonzept für ein Café fördert die Kommunikation

Nothing found.

Sonniges Familienzimmer

Der Wohn-Essbereich einer Familie wird zum kommunikativen Zentrum

bench_green_15_700pixel

Innovativ und nachhaltig

Die Münchner Manufaktur WYE baut Möbel aus einem selbst entwickelten Holzwerkstoff

PA200202_15_700pixel

Natur trifft Kunst

GussHolz verbindet den naturgewachsenen Rohstoff Holz mit industriellem Epoxidharz

Komorebi

Japanische Poesie stand beim Namen für ein Wohnhaus mit verkohlter Holzfassade Pate

2021_03_Leonine_Neue-Siederei_-C-Laura-Thiesbrummel-0253_15_700pixel

Im Schmelztiegel

Neue Arbeitswelten für eine Münchner Mediengruppe

16_OUTD_Haus-vorne_15_700pixel

Aus einem Guss

Minimalistisches Wohnhaus aus Beton, Stahl und Glas

Harmonisches Zusammenspiel

Einfamilienhaus in Holzmassivbauweise setzt inmitten historischer Bebauung Akzente

CBA_-C-Bernd-Ducke_Projekt-ACC__0EG17_1_15_700pixel

Die Zukunft beginnt jetzt

Die neuen Arbeitswelten eines Beratungsunternehmens bieten interessante Farb- und Materialwelten