Harmonische Symbiose
Eine denkmalgeschützte Villa im Kölner Süden wurde ertüchtigt und umgestaltet
Quadratischer Grundriss, akzentuierendes Eingangs- und Gartenportal sowie ein aufgesetztes Walmdach – das Gebäude, das wie aus einem Lehrbuch der klassischen palladianischen Villa wirkte, entpuppte sich beim Blick in die Bauakte als eine vergleichsweise späte Replik. Neben dem Architekten Heinrich Benoit (1877–1950) war dort das Jahr 1933 als Baujahr angegeben – als hätte es die Moderne der Zwanziger Jahre nie gegeben und eine Versachlichung der Architektur niemals stattgefunden. Das Kölner Architekturbüro Wilkin & Hanrath Bauphasen wurde von den Eigentümern damit beauftragt, das denkmalgeschützte Objekt konstruktiv und energetisch zu sanieren und ästhetisch umzugestalten. Um zeitgemäße Komfort- und Wohnansprüchen umzusetzen, wurde die Immobilie vor allem innen behutsam umgestaltet und wirkungsvoll neu in Szene gesetzt.
Mit seinem monumentalen Eingangsportal aus Werkstein, das von der Bauflucht der Nachbargebäude und der Straße einige Meter zurückspringt, unterstreicht der Bau seinen repräsentativen Charakter. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente er über Jahre Kardinal Josef Frings als Privatwohnsitz. Erst in den 1980er-Jahren wurde damit begonnen, das Haus in ein exklusives Bürogebäude zu transformieren, bevor es Ende der 1990er-Jahre unter Denkmalschutz gestellt wurde. Alle vorzunehmenden Sanierungsmaßnahmen mussten daher in enger Abstimmung mit dem Stadtkonservator erfolgen. Um das Gebäude in seiner äußeren Erscheinung zu erhalten, wurde auf das Mauerwerk der Fassade ein Dämmputz aufgetragen, der mit nur vier Zentimetern Auftrag besonders dünnschichtig ist. In seiner Oberfläche und Erscheinung entspricht er dabei exakt dem Originalputz aus der Bauzeit. Äußere bauliche Ergänzungen wie der Fahrrad- und Müllbereich wurden dem Bauwerk in reduziertem, modernen Duktus hinzugefügt, ohne dabei seinen Bestand anzutasten. Auch die Gestaltung von Garten, Terrasse und Vorgarten konnte in einer zeitgemäßen Weise erfolgen. Wenige Fenster, die nicht aus der Bauzeit stammten, wurden als Nachbau erneuert. Die originalen Sprossen-Holzfenster, die noch aus der Bauzeit stammten, wurden dagegen mit einer von innen davor gesetzten Fensterfront zu fein detaillierten Kastenfenstern energetisch und akustisch ertüchtigt – was letztlich auch optisch die überzeugendste Lösung war.
In den Innenräumen musste das vorhandene Fischgrätparkett um jeden Preis erhalten werden. Entsprechend schied der Einbau einer Fußbodenheizung und einer standardisierten nachhaltigen Heiztechnik aus. Das Gebäude lässt sich dennoch nicht nur mit der vorhandenen Gasheizung, sondern auch über eine Wärmepumpe beheizen: So werden im Wohnbereich die stilgerecht erneuerten Heizkörper durch eigens für das Gebäude entwickelte großflächig wärmende Keramikelemente an den Wänden ergänzt. Insbesondere in der Küche, aber auch an der Kaminwand im Essbereich korrespondieren diese in ihrer formalen Gestaltung mit der stuckverzierten Architektur. Die Räume wirken in ihrem Duktus minimalistisch reduziert: Der Weißton der Stuckdecken und des modernen Einbaumobiliars wird mit einem Grauton für Wände und Einbauküche ergänzt. Dazu treten immer wieder auch schwarze Akzentflächen, die punktuelle Kontraste setzen. Mit reduzierten formalen Mitteln finden klassische Denkmalsubstanz und moderne Gestaltung zu einer gelassenen harmonischen Symbiose.
Fotos:
Constantin Meyer
www.constantin-meyer.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|24)