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Moderne Ikone am Park

Die Villa V in Viersen von Bernhard Pfau kann besucht und auf Zeit bewohnt werden

Spätestens seit dem Ringen um die Sanierung des Düsseldorfer Schauspielhauses ist der Name des... mehr

Spätestens seit dem Ringen um die Sanierung des Düsseldorfer Schauspielhauses ist der Name des Architekten Bernhard Pfau (1902–89) auch Zeitgenossen ein Begriff, die nicht unbedingt gleich Architekturexperten sind. Pfaus Karriere als junger Architekt begann bereits Ende der 1920er Jahre in Düsseldorf vorzugsweise mit Läden- und Wohnungsinterieurs. Zu einem Nachweis seiner modernen, dem Neuen Bauen verbundenen Haltung wurde 1931/32 aber besonders die Stadtvilla für den Kaffeegroßhändler Walter Kaiser („Kaiser’s Kaffee“) in Viersen, vis-à-vis des alten Stadtgarten. Konzipiert für die Wohnbedürfnisse der fünfköpfigen Familie samt Personal, zeigt der Bau in der Burgstraße eine klare horizontale Gliederung und zeichnet sich durch eine hohe funktionale Gestaltung aus. 

Die im Erdgeschoss aus Backstein-Mauerwerk ausgebildete, im Obergeschoss verputzte Straßenfassade wird durch einen etagenübergreifenden transparenten Bereich verbunden, der ursprünglich durch Glasbausteine geprägt war. Von innen wird er durch ein denkmalgerecht wiederhergestelltes, nach außen gewölbtes Treppenhausfenster mit Milchglas-Verglasung geprägt. Davor verläuft bis heute die zentrale Wendeltreppenerschließung – perfekt belichtet und in der halbkreisförmigen Form den Bewegungsfluss nach oben und unten leitend. Während sich die als Grenzbebauung ausgeführte Straßenfassade für die repräsentative Bauaufgabe überraschend schlicht und bescheiden ausnimmt, besticht die Gartenfassade durch ihre, in der Zeit noch ungewohnte Transparenz und die Offenheit, die Innen- und Außenraum ineinanderfließen lassen. So lassen sich Wohn- und Essbereich, die über eine Falttür von einem Musikzimmer abgetrennt werden können, über die gläsernen Schiebeelemente vollständig zur Terrasse und zum großzügigen Garten öffnen. Den Schlafzimmern im Obergeschoss ist ebenfalls eine weiträumige, nicht überdachte Terrasse vorgelagert. Raumökonomisch platzierte Einbauschränke und auf Maß angefertigtes, hochwertiges Mobiliar machten aus dem Haus Kaiser ein Gesamtkunstwerk, das entsprechende Publizität in zeitgenössischen Übersichtswerken und Magazinen genoss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus durch die britische Besatzung beschlagnahmt, was dazu führte, dass der Kaffeegroßhändler den Architekten um einen zweiten Hausentwurf bat, der 1952/53 Wand an Wand auf dem Nachbargrundstück zu Stein wurde. Haus Kaiser I – genannt Villa V – ist heute im Besitz der Innenarchitektin Gerda-Maria Voß, die an diesem denkmalgeschützten Ort die Ideen des Neuen Bauens bewahren und weiterentwickeln möchte. Aus dem früheren Wohnraum ist dabei ein öffentlicher Kulturraum geworden: Im Erdgeschoss werden regelmäßig Ausstellungen mit zeitgenössischen skulpturalen Werken gezeigt. Die Räumlichkeiten können aber auch für Kulturveranstaltungen und Workshops von Architekten, Künstlern, Musikern und anderen Fachleuten genutzt und gebucht werden. Zwei Gästezimmer mit Bad runden das heutige Nutzungskonzept ab – das Frühstück wird übrigens stilecht auf der Treppenempore serviert.

www.villa-v.de

Fotos:

Maria Gibert
mariagibert.de

(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|19)

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