Vom Tresor zur Suite
Aus einer früheren Sparkassenfiliale in Alt-Hürth wird Wohnraum mit einzigartigen Details
Nach fünf Jahrzehnten musste die Sparkassenfiliale im Herzen des Kölner Stadtteils Alt-Hürth schließen – die Weiterführung des Standorts erschien vor allem angesichts des fortschreitenden Online-Bankgeschäftes nicht mehr zeitgemäß. Das brutalistische Gebäude aus den frühen 1970er-Jahren, das im Obergeschoss bereits für Wohnungen genutzt wurde, sollte vollständig in ein Mehrparteien-Wohnhaus umgewandelt werden. Das Kölner Architekturbüro Wilkin & Hanrath Bauphasen entwickelte eine Lösung, die den Gebäudebestand samt seiner grauen Energie ressourcenschonend erhält, zugleich jedoch kreativ in ein Gebäude mit Ausstrahlung verwandelt.
Zentrumsnah gelegene Großimmobilien wie die Sparkasse bergen häufig unterschätzte, wertvolle Potentiale. Diese Baukörper erfordern eine sensible Herangehensweise, um Maßstab und Einbindung in das urbane Umfeld harmonisch zu gestalten. Ziel war es in diesem Fall, die bestehenden Flächen in bezahlbaren Wohnraum umzuwandeln. Während des Umbaus blieben die Wohnungen in den Obergeschossen weiterhin bewohnt und wurden sukzessive saniert. Ein neu errichteter Aufzug und ein barrierefreier Eingang ermöglichen nun einen altersgerechten Zugang. Zudem wurde das Gebäude nach dem KfW 85-Standard energetisch modernisiert, um es auf den aktuellen Stand zu bringen. Die ursprüngliche Fassade, die, für die frühen 1970er-Jahre bezeichnend, von Waschbetonplatten und hellen Klinkerriemchen geprägt war, wirkte in der rheinischen Kleinstadt mit ihren typischen Ziegelbauwerken wie ein Fremdkörper. In der Entwurfsphase wurden deshalb mehrere Varianten der Fassadengestaltung geprüft. Schließlich fiel die Wahl auf eine ortstypische rote Klinkerfassade, die durch vertikale beschattende Elemente sowie gläserne Balkonbrüstungen eine neue Leichtigkeit und Eleganz gewinnt. Eine besondere Schwierigkeit beim Umbau stellte der massiv betonierte Werteschutzraum dar, der sich nicht so einfach entfernen ließ. Dieser musste in das Konzept mit eingebunden werden. Durch ein Minimum an neuen, in die massiven Betonwände eingelassenen Öffnungen konnte hier eine exklusive Suite mit Bad und Ankleide entstehen, wobei die sichtbaren Bohrspuren bewusst belassen wurden. Da das Gebäude nicht unterkellert ist, sind alle Nebenflächen wie Technik- und Abstellräume, aber auch der gemeinschaftliche Wasch- und Trockenraum in einem separaten Nebengebäude untergebracht.
Fotos:
Peter Joester
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(Erschienen in CUBE München 03|25)