Traumhafte Lage
Umbau und Erweiterung eines Siedlungshauses schaffen Platz für eine Familie
Eine Hamburger Familie suchte ursprünglich nur ein Wochenendhaus in der Schleiregion rund um Kappeln. Über eine Kleinanzeige entdeckten sie ein Grundstück mit einem Bestandsgebäude in traumhafter Seelage. Die Entscheidung, den Lebensmittelpunkt nach Kappeln zu verlegen, war schnell gefallen. Der Architekt Dirk Heubel hat das Bestandsgebäude umgebaut und erweitert.
Das ursprüngliche Siedlungshaus aus den 1960er-Jahren mit seinem zeittypischen Grundriss und kleinen Räumen entsprach nicht den heutigen Wohnansprüchen, außerdem brauchte die Familie auch mehr Platz, um Wohnen und Arbeiten zu verbinden. Dabei war von Anfang an klar, dass die Kubatur des Hauses mit seiner Dachform und so viel wie möglich seiner Bausubstanz erhalten werden sollten. Diese Haltung hat auch den Ausschlag gegeben, dass der Sohn des verstorbenen Hauseigentümers an die Familie verkaufte.
Leitidee des Architekten war, das eingeschossige Siedlungshaus für die heutigen Bedürfnisse umzubauen und durch einen rückwärtigen zweigeschossigen Anbau in Form eines Querriegels zu erweitern. Im Inneren entstand durch die Zusammenlegung von ehemaliger Küche und Esszimmer eine große Wohnküche als Mittelpunkt des Familienlebens. Bestand und Erweiterung ergänzen einander harmonisch und machen die Bäume sowie die wunderschöne Aussicht auf den See von überall erlebbar. Das jetzige Haus bewahrt die Tradition des Siedlungshauses und inszeniert den Außenraum auf moderne Weise. Zusammengehalten wird das Ganze von einer hochwertigen Hülle, die sich zurückhaltend, aber selbstbewusst präsentiert. Die gleichermaßen ästhetische wie funktionale Fassade kombiniert zwei Materialitäten auf raffinierte Weise. Was auf den ersten Blick wie eine Holzverschalung wirkt, handelt sich jedoch um Vorhangziegel. Diese erinnern an traditionelle Hohlpfannen, sind in Holzformen aus verschiedenen Tonarten handgefertigt und bei hohen Temperaturen gebrannt. Die markante strukturierte Oberfläche verleiht dem Gebäude einen ganzheitlichen Ausdruck, bei dem der Übergang zwischen Fassade und Dach nicht mehr klar abgegrenzt ist.
Eine perfekte Ergänzung bilden die kostengünstigen schwarzen, schmal gefalzten Stahlbleche, die die neu hinzugefügten Bauteile markieren. Da der Anbau auf einer Holzkonstruktion basiert, konnte das Bauvorhaben zügig in nur fünf Monaten umgesetzt werden. So konnte die Familie rechtzeitig zum neuen Schuljahr einziehen. Der alte Teil des Siedlungshauses verfügt über 115 m² Wohnfläche, die Erweiterung mit den großen Fensterfronten über weitere 75 m² – ausreichend Platz für die Familie und ihre Gäste.
Fotos:
Jakob Lerche
www.jakoblerche.dk
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|25)