Transformiert
Umfangreiche Umbauten machen aus einer 60er-Jahre-Villa einen zeitgenössischen Rückzugsort
In schöner Hanglage und mit weitreichender Aussicht thront ein Haus, das mehr als nur ein Zuhause ist. „Meine Burg“ nennt der Bauherr sein umgebautes Wohnhaus nämlich, das Tradition und Moderne sowie Schutz und Offenheit verbindet. Die Planer dieser Haustransforma-tion, Fachwerk4 | Architekten BDA, übernahmen beim Umbau die Qualitäten des Bestands, der bereits in den 90ern aufwändig modernisiert worden war, und entwickelten sie für das 21. Jahrhundert weiter. Prägend für das neue Äußere ist der starke Hell-Dunkel-Kontrast. Die kompakte Kubatur wurde sorgfältig umgeformt, das massive Sockelgeschoss erhielt eine dunkle Metallfassade, die es visuell zurücktreten lässt. Die darüberliegenden weiß verputzten Geschosse wirken dadurch umso leichter. Diese klare Gliederung verleiht dem Gebäude seine burgähnliche Präsenz – kraftvoll und elegant zugleich.
Von Beginn an machte der Bauherr deutlich, dass dieses Haus ein Ort werden sollte, an dem die schönen Dinge des Lebens zelebriert werden. Als leidenschaftlicher Kunstsammler wünschte er sich Räume, die auch seinen Schätzen gerecht werden. Im Inneren setzten die Architekten auf Offenheit und gezielte Blickachsen. Bereits beim Eintreten öffnet sich der Raum nach Osten und Westen, fängt Licht ein und schenkt Weite. Trotz der ursprünglich geringen Raumhöhe gelang es, durch raffinierte Eingriffe wertvolle Zentimeter zu gewinnen (Abriss alter abgehängter Decken und Einsatz von Spezialestrich). Zugleich setzten die Architekten auf die Wahrnehmungspsychologie, um das Raumgefühl zu optimieren: Großformatige, schwarz-matte Feinsteinzeugplatten auf dem Boden verstärken durch ihren Kontrast zu den glattweißen Wänden die gefühlte Raumhöhe – eine clevere Antwort auf die ursprünglich niedrigen Deckenhöhen des Bestandsbaus. Auch das Lichtkonzept greift in die Wahrnehmung ein: Indirekte Lichtvouten ziehen die Decken optisch nach oben, gezielt gesetzte Spots und flächige Beleuchtung lenken den Blick. Darüber hinaus erlauben es variabel steuerbare Lichtstimmungen je nach Tageszeit und Anlass Atmosphären zwischen Intimität und Festlichkeit zu erzeugen.
Gezielt eingesetzte Holzelemente, wie in den Einbaumöbeln und Wandverkleidungen, bringen warme Akzente ins minimalistische Ensemble. Farben treten bewusst in den Hintergrund; einzelne Designklassiker unterstreichen die neue Klarheit und setzen gleichermaßen wohlüberlegte Akzente. Ein verdecktes Klimatisierungs- und Soundsystem sorgt für höchsten Komfort, ohne die ästhetische Reduktion zu stören. Die Wohnbereiche, die individuell gestalteten Schlafsuiten mit eigenen Wellnessbädern sowie die geschützte Terrasse mit Sauna, Pool und Whirlpool bilden eine harmonische Einheit – einen privaten Rückzugsort inmitten des Wohngebietes. Eine moderne Burg.
Fotos:
Christian Eblenkamp
www.christian-eblenkamp.de
(Erschienen in CUBE Frankfurt 02|25)