Erst der Ort, dann seine Mitte

Zwischen Garten- und Pfarrer-Mühlhauser-Straße ist inzwischen ein ganzer Stadtteil gewachsen.

neue-mitte-karlsfeld-platz-co-steidle-SM1087-080_A4_15_700pixel

Karlsfeld hatte es schon immer schwer, sein Image als dröge Schlafstadt loszuwerden, trotz oder gerade wegen seiner idealen Lage: 17 km bis ins Zentrum Münchens und einen Katzensprung von Dachau entfernt. Inzwischen ist der Ort zur Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern angewachsen, aber Infrastruktur – Fehlanzeige. Und ein Stadtkern – nirgends. Um diesen Missstand zu „heilen“, wurde 2007 ein Architekturwettbewerb ausgelobt, aus dem Steidle Architekten als Sieger hervorgingen und den Preis für Baukultur der Metropolregion und den German Design Award in der Kategorie „Urban Space and Infrastructure“ errangen. Aber bis dahin war es ein langer Weg. Gegner und Befürworter spalteten sich in Lager, die das Zustandekommen des Projekts immer wieder hinauszögerten. Keine leichte Aufgabe – eine Mitte in einer Stadt zu schaffen, die aus lauter kleinteiligen Strukturen, Wohnstraßen und Siedlungen besteht, die sich ringförmig immer weiter ausdehnen, aber keine Mitte haben, um die sie sich gruppieren könnten.

Ein riesiges leerstehendes Feld trennte bislang die eine Hälfte Karlsfeld von der anderen und bot sich nahezu an, hier ein Stadtzentrum zu „erfinden“. Modern – urban – zum Wohnen, Einkaufen, Verweilen und als Treffpunkt auf der kleinen Piazza, die hier ebenfalls entstand. Zwischen Garten- und Pfarrer-Mühlhauser-Straße ist inzwischen ein ganzer Stadtteil gewachsen. Sechs Wohngebäude unterschiedlicher Höhen und Größen mit insgesamt 207 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen sprießten aus dem Boden. 22 Mio. Euro flossen in die 7.300 m² Geschossfläche, die nun das neue Zentrum darstellen. Ein riesiges eingeschossiges Einkaufszentrum begrenzt die Piazza nach Osten. Mit seinem ca. 7 m auskragenden Dach verlängert es sozusagen den Platz und zieht die Kundschaft ins Innere. Edeka, Aldi und dm haben sich schon angesiedelt. In der Tiefgarage stellt man bequem das Auto ab und fährt per Rolltreppe hoch auf den Platz und landet direkt vor dem Eingang der Shoppingmeile.

Die Gruppe der Wohngebäude setzt sich aus zwei Solitären und vier Riegeln unterschiedlicher Länge und mit variierenden Höhen zusammen. Das Farbkonzept, erarbeitet gemeinsam mit dem Berliner Künstler Erich Wiesner, ist gleichsam die Visitenkarte des Büros Steidle. Hier in Gelb, Ocker und Karminrot. Weit auskragende Balkone akzentuieren die Fassaden und schauen nach Süden in die Berge. Die Autos sind allesamt in den Untergrund verbannt, zwischen den Wohnhäusern gibt es nur Wege, die am „Marktplatz“ enden. 2016 wurde das Projekt fertiggestellt und seinen Nutzern übergeben. Wenn das Konzept aufgeht, tummeln sich hier die Menschen, sitzen in der Sonne oder kaufen auf dem Wochenmarkt ein. Für abendliche Veranstaltungen ist ein sternförmig angeordnetes Lichtsystem erfunden worden, das die Platzmitte in ein sanftes Licht taucht.

www.steidle-architekten.de

Fotos:

Stefan Müller-Naumann
www.architektur-fotograf-muenchen.de

Nothing found.

Aus zwei wird eins

Ein Logistikunternehmen legt seine Standorte zu einer maßgeschneiderten Bürowelt zusammen

Versöhnender Solitär

Ein Wohnhaus in Gerresheim fügt sich mit plastischer Dachlandschaft in seine Nachbarschaft ein

Ein Sphinxenpaar im Garten

Wie eineiige Zwillinge thronen zwei Villen über dem See

Großzügig und geradlinig

Ein Einfamilienhaus in Bad Godesberg besticht durch Komposition und Blickperspektiven

Nothing found.

pfarrhaus_61_15_700pixel

Sakral wird Säkular

Ein denkmalgeschütztes Pfarrhaus verwandelt sich in ein Wohnhaus

Alpe-Adria lässt grüßen

Neues Restaurant in Schwabing mit interessantem kulinarischen Konzept und frisch-elegantem Style

20230121_Gustavo_Gusto_0091_15_700pixel0xLepytIzQ7Ag

Pizza meets New Work

Ein Food-Start-up aus Geretsried ist glücklich über neue Arbeitswelten

127_BKM_Lothar_Reichel_01_15_700pixel

Wohnschlange im Osten gesichtet

Neue architektonische Formgestaltung in Baumkirchen Mitte

994-TUM-Campus_DS_5376_-_Aldo_Amoretti_15_700pixel

Sport für Zehntausende

Der neue TUM Campus – das wohl größte Universitätssportgelände als Holzbau

DSC_0049_15_700pixel

Lichtes Refugium

Eine Doppelhaushälfte wird zum Wohlfühlort für die ganze Familie