Optische Täuschung
Hinter scheinbar zwei Gebäuden verbirgt sich in Wirklichkeit nur eins
Auch die Köpenicker Straße hat sich – wie fast jede Ecke in Berlin – nach der Wende stark verändert. Früher geprägt von industriellen Bauten, hat sich der Charakter des Kiezes heute in ein durchmischtes Quartier – überwiegend bestehend aus Gewerbe- und Wohngebäuden – verwandelt. Mehrere Epochen manifestieren sich in den die Straße flankierenden Bauten. Hier trifft Mauerwerk auf Putz, Metall auf Beton. Besonders der Abschnitt zwischen Heinrich-Heine-Straße und Engeldamm wurde zur beliebten Wohngegend, die Nähe zur Spree wirkt sich zusätzlich attraktiv aus.
An der Ecke Köpenicker Straße 48 und Wilhelmine-Gemberg-Weg, direkt gegenüber des Wirtschaftszentrums Mediaspree, entstand das Projekt „coe48“ der Architekten Tchoban Voss. Ein Gebäude, das vorgibt es handle sich um zwei getrennte Häuser, ist in Wirklichkeit eins, mit der Absicht, einen großen Baukörper optisch abwechslungsreich zu gestalten. Der Bau vereint sowohl flexible Büro- als auch Wohnflächen, die jeweils über separate Eingänge und Erschließungskerne verfüge. Ein Teil Wohnen, ein Teil Gewerbe. Das siebengeschossige Wohngebäude im nordöstlichen Teil verfügt über einen ansprechenden Eingangsbereich mit seinen Sichtbetonflächen auf der linken Seite, im Kontrast zur in kräftigem Pink gehaltenen gegenüberliegenden Wand mit den Briefkästen. Ergänzend ziert eine Lichtinstallation der Berliner Künstlerin Anna Nezhnaya in Neonfarben die Eingangszone. Die Gebäudehülle besteht aus einem gleichförmigen Raster als Betonrahmen, in den unterschiedlich gestaltete Fenster eingefügt sind – teils flächenbündig, teils als aus der Wand auskragende Kästen oder Balkone.
Die hinterlüftete Fassade im „Bürobereich“ besteht aus sandfarbenem Architekturbeton mit skulpturalen, säulenartigen Reliefs. Hier sind die hohen und schmalen Fenster regelmäßig angeordnet. Das oberste Geschoss springt als Staffelgeschoss zurück und bietet Raum für Terrassenflächen. Alle Dächer des Gebäudes werden intensiv begrünt. In diesem südwestlichen Teil des Gebäudes sind Büroflächen geplant, die flexible Raumaufteilungen ermöglichen oder auch für andere Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen – zum Beispiel können sie bei Bedarf auch zu Apartments umgenutzt werden, um zusätzlichen Wohnraum im beliebten Viertel zu schaffen.
Mit einer Gesamtfläche von 3.000 m² beider Hauseinheiten und mit ihren bis zu 3,80 Meter hohen Decken schaffen die Räume ein komfortables Wohn- oder Arbeitsumfeld. Im Erdgeschoss befindet sich auf einer Fläche von 137 m² eine gastronomische Nutzungsmöglichkeit, etwa als Café, das zur Belebung des Quartiers beiträgt.
Fotos:
Klemens Renner
www.klemensrenner.com
(Erschienen in CUBE Berlin 02|25)