Kosmopolitische Weite
Der Erweiterungsbau der Internationalen Schule schafft eine inspirierende Lernumgebung
Die Zusammenarbeit der 1985 gegründeten Internationalen Schule Stuttgart (ISS) und a+r Architekten reicht lange zurück. Bereits 2002 und 2012 plante das Stuttgarter Architekturbüro die bestehenden Schulgebäude und setzte nun einen Neubau am Campus Degerloch als verbindendes Element um. Dessen Architektur ist durchgehend vom Gedanken der Weite geprägt.
Der südliche Gebäudeteil des viergeschossigen Neubaus folgt der bestehenden Bauflucht, während der nördliche Abschnitt terrassiert und leicht zurückgesetzt ist. Auf der Ostseite ist so ein einladender, städtischer Vorplatz entstanden, während die Westseite durch Sport- und Pausenflächen ergänzt wird. Ins Auge fällt die markante Außentreppe, die diese Gliederung optisch betont, die Ebenen verbindet und zugleich als zweiter Rettungsweg dient. Das Gebäude wurde massiv und mit einem verputzten Wärmeverbundsystem (WDVS) erstellt und wird durch großzügige Verglasungen aufgelockert. Die beiden oberen Geschosse öffnen sich nach außen und gehen fließend in die weitläufigen Terrassen über. Eine durchgehende Pergola aus Betonfertigteilen verbindet beide Ebenen und markiert den Übergang zwischen Innen- und Außenraum – mal als Balkon, mal als schützendes Rahmenelement. Zur Straße hin verdichtet sich dieses Gestaltungselement zu einem markanten Fassadenerker, der sich ebenfalls über beide Obergeschosse erstreckt und der Fassade Plastizität verleiht. Für die Entwicklung des räumlich-pädagogische Konzepts wurde zusammen mit der Bauherrenschaft die Schulbauberaterin und Architektin Kirstin Bartels aus Hamburg hinzugezogen. In Workshops mit den künftigen Nutzer:innen wurde das Raumprogramm der ISS erarbeitet. Vom neuen Eingangsbereich im Osten gelangt man in das „neue Herz“ des Campus, das weitläufige Foyer, von dem aus die öffentlichen Bereiche zugänglich sind: der multifunktionale Veranstaltungsraum Black Box Theater, die Kreativwerkstätten, Musik- und Proberäume, ein Designcluster und ein hochmoderner IT-Team-Space.
Eine breite Haupttreppe führt vom Foyer in das 1. Obergeschoss, wo die barrierefreie „Schulstraße“ die einzelnen Bauabschnitte miteinander verbindet. Über das Treppenhaus im Süden werden alle Clusterebenen zentral erschlossen. Die offenen Lerncluster fördern eine moderne Lehr- und Lernkultur. Jedes fasst zwei bis drei Klassenräume mit zugehörigen Differenzierungsräumen zu eigenständigen Lernateliers zusammen. In deren Zentrum befindet sich als Begegnungsstätte eine offene Multifunktionsfläche mit direktem Blick ins Freie. Nischen, so genannte „Arenen“ und „Cosy Corner“, bieten vielfältige Rückzugs- und Kooperationsmöglichkeiten. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das Gebäude mit Energiestandard KfW55 zukunftsfähig. Solarzellen versorgen die Klassenräume mit Energie und geheizt wird über Geothermie. Kontrollierte Raumluft optimiert das Raumklima, und begrünte Dächer verbessern die Klimabilanz.
Fotos:
Max Leitner
www.maxleitner.com
(Erschienen in CUBE Stuttgart 03|25)