Kleiner Campus ganz gross
Lernlandschaft mit Grundschule, Haus für Kinder und Turnhalle in Neuperlach
Der Stadtteil Neuperlach erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Zuletzt mit dem städtebaulichen Projekt „Creating Neighbourhood Together“, das das Quartier wieder neu beleben soll und sogar zum Leuchtturmprojekt Europas ernannt wurde. Nun ist ein weiterer Stadtbaustein hinzugekommen: Drei Gebäude ersetzen den zu klein gewordenen Vorgängerbau aus den 70er-Jahren. Das renommierte Architekturbüro Auer Weber hat den Schulcampus entworfen. Er wurde 2024 fertiggestellt und und gilt inzwischen als Vorbild für moderne Bildungsarchitektur, weil er Pädagogik, Stadtgestaltung und Ästhetik miteinander verbindet. Der Name des Ensembles leitet sich vom Standort ab: Campus Karl-Marx-Ring. Der Komplex besteht aus der dreigeschossigen Grundschule im hinteren, ruhigeren Teil der Grundstücks, einer Dreifachturnhalle zur Straße hin und einem Haus für Kinder mit der angegliederten städtischen Sing- und Musikschule. Von einem zentralen Pausenhof aus werden alle drei Gebäude erschlossen.
Konzipiert ist das Schulhaus nach dem Münchner Lernhauskonzept: Fünf Lernhäuser stehen je einer Gruppe von etwa 25 Schüler:innen samt zwei Lehrkräften zur Verfügung. Die fünfzügige Schule wird in diese fünf Cluster aufgeteilt, die je einem Kontinent zugeordnet sind. Die Orientierung erfolgt über eine Strichzeichnung und zurückhaltende, pastellige Farbtöne, wobei jeder Kontinent durch stilisierte Tierfiguren der Künstlerin Sabine Heine gekennzeichnet wird – entstanden gemeinsam mit den Kindern. Die Signaletik unterstützt Identifikation und und Orientierung. Bewusst wurde auf kräftige Farben für die Innenwände verzichtet. Die Architektur bildet hier den ruhigen Hintergrund für die Buntheit und Lebhaftigkeit der Kinder. Sichtbeton, helle Oberflächen und Fußböden aus Steinzeug bilden die „Kulisse“ für den Unterricht. Außen darf es etwas farbiger sein. Die Fassade zeigt im Sockelbereich unregelmäßige Wasserstrichziegel, deren Optik gewollt ist. Die beiden oberen Geschosse sind hell verputzt, verfügen über großflächige Fenster und einen Umlauf mit filigranen Gittern.
Die Fassadengestaltung des zweigeschossigen kleineren Baus des „Hauses für Kinder“ mit Sing- und Musikschule ist stilistisch gleich. Ein unterirdischer Gang führt zur halb eingegrabenen Sporthalle, die als Abschluss des Geländes zum viel befahrenen Karl-Marx-Ring dient. Ein bepflanzter Tiefhof, der über eine Treppe zu erreichen und begehbar ist, lässt das Tageslicht in die Werkräumen der Schule und in die Turnhalle strömen. Die Außenanlagen von BEM Landschaftsarchitekten ergänzen die Anlage mit frischem Grün. Dieses vielfältige und sehr ansprechende Angebot für Kinder bis zu zehn Jahren wertet das Quartier auf und bildet als wohltuend gleichförmiges Bauensemble einen neuen städtebaulichen Identifikationspunkt.
Fotos:
Aldo Amoretti
www.aldoamoretti.com
(Erschienen in CUBE München 03|25)