Kegel, Kelch oder Trichter

Die neue HVB Kinderkrippe im Arabellapark ergänzt das Ensemble des HVB-Towers

Welch eine Herausforderung! Oliver Betz, der Sohn von Walther und Bea Betz, erhält den Auftrag, dem ikonischen Meisterwerk seiner Eltern – dem Hypo-Tower aus dem Jahr 1981 – ein adäquates Bauwerk gegenüberzustellen. So fasst der Architekt Oliver Betz, der das Büro Betz Architekten weiterführt, die Aufgabe auf, die ihm hier bevorsteht und die ihn mindestens drei Jahre lang Tag und Nacht beschäftigt haben dürfte. Das Gebäude in Gestalt eines umgekehrten Kegelstumpfes wird nun zwar ob seiner futuristischen Form allseits als „UFO“ bezeichnet, wir bleiben doch lieber bei der geometrischen Bezeichnung.
 
Da der Bauplatz in der Arabellastraße 10 etliche Tücken aufwies, musste eine clevere Lösung für die HVB Kinderkrippe mit Büroflächen gefunden werden. Schwierigkeit Nummer 1: Das Grundstück ist so klein, dass darauf niemals ein Gebäude mit der erforderlichen Größe für den Raumbedarf und die Freispielfläche der Kita zu realisieren wäre. Schwierigkeit Nummer 2: Unter dem Bauplatz verläuft in wenigen Metern Tiefe die Röhre der U-Bahn-Linie 4, die nicht belastet werden darf. Schwierigkeit Nummer 3: Die Architektur muss dem optischen Anspruch des HVB-Towers, der immerhin eines der Wahrzeichen Münchens ist, entsprechen. Die Lösungsidee: Der Grundriss ist zwar klein, aber man kann ihn in der Höhe erweitern, indem man den runden Baukörper nach oben hin so weit als möglich auskragen lässt. So entstand ein neun Meter hoher Trichter, der sich mit einem Winkel von 33 Grad nach oben ausweitet. Der Durchmesser am Boden beträgt 28 Meter und wächst an seinem oberen Ende auf 40 Meter an. Den Vorschriften gemäß müssen die Räume einer Kindertagesstätte auf einer Ebene liegen. So zogen im kleineren Erdgeschoss Büros ein, im ersten Obergeschoss liegen die Kitaräume und ein Spielplatz im Freien, der mit Sicherheit jedes Kinderherz höher schlagen lässt. Die Spielebene ist abgetieft, was jedwede Geländer überflüssig macht. Die Fläche ist mannigfaltig gestaltet mit einer runden Bobbycar-bahn, Sandkästen, einem Spielhaus zum Klettern und Büschen zum Verstecken spielen. Die dreizügige Kita steht Kindern von Mitarbeitenden der HVB  für  ein Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren zur Verfügung. Auch optisch passt sich das neue Gebäude seinem Gegenüber an: Die versetzten Fensterbänder und die  metallverkleidete Fassade zitieren das silbern glänzende Äußere des Towers. Als Ensemble von Groß und Klein ist die Kita der Schlussstein des Green-Building-Konzepts der Hypo-Vereinsbank.

www.betz-architekten.de

Fotos:

Betz-Architekten
HGEsch
www.hgesch.de

(Erschienen in CUBE München 01|24)

Know-How auf italienische Art

„Made in Italy“ ist das Gütezeichen einer Wohnungszusammenlegung in Berlin

Vom Wald inspiriert

Nachhaltiges Bildungszentrums mit Verwaltung im Schwarzwald setzt auf das Potenzial von Holz

Ein Tempel für Berlin

Das Reethaus in der Rummelsburger Bucht – sakral und profan zugleich

Die zwei Seiten

Organische Front trifft auf klare, lineare Rückfassade