Klassisch vermittelnd
Das Wohnhaus fügt sich harmonisch ausgleichend in die heterogene Situation ein und schafft genügend Raum für insgesamt sechs helle Drei- bis Vierzimmerwohnungen für Familien mit großzügigen Außenräumen.
Die Lage in einem Blockinnenbereich nahe des Lindenthaler Kanals gab dem Grundstück einen geradezu inselhaften, ja durchaus romantischen Charakter. Das Kleinod, das ursprünglich mit einem niedrigen Nachkriegsbau bebaut war, sollte im Auftrag der Erzdiözese mit einem Mehrfamilienhaus nachverdichtet werden. Der ausgewählte und realisierte Entwurf des Kölner Büro Kastner Pichler Architekten fügt sich harmonisch ausgleichend in die heterogene Situation hinter der Lortzingstraße ein und schafft genügend Raum für insgesamt sechs helle Drei- bis Vierzimmerwohnungen für Familien mit großzügigen Außenräumen.
Während der Blockrand im Osten aus hohen Gründerzeithäusern, je nach Baujahr aus Backstein oder verputzt, gebildet wird, ist der Blockinnenbereich im Westen durch eine kleinteilige Bebauung geradezu dörflich anmutender Satteldachhäuser geprägt. Der Neubau vermittelt zwischen diesen Extremen des Bestands: Mit seinem kompakten Grundriss nimmt er einerseits möglichst wenig Platz ein. Andererseits ist aber auch die dreigeschossige Höhenentwicklung moderat und durch Zurückhaltung geprägt: Die Traufen der benachbarten Blockrandbebauung werden nur um wenige Zentimeter überragt. Zu jeder Seite entstehen zudem zwei plastische Ausnehmungen, die in ihren Proportionen die Seitenlängen der Innenblockbebauung aufgreifen und großzügige Flächen für die Außenterrassen bieten. Die kompakte Bauform optimiert zudem das Volumen bauphysikalisch im Verhältnis zur Außenhülle. Die Massivbauweise mit hohen Dämmwerten, in der das Wohnhaus errichtet wurde, garantierte eine einfache und schnelle Herstellung ohne schadensanfällige Wärmedämmverbundsysteme. Auch die hellgraue Ziegelvorsatzschale macht die Fassade zu einer außerordentlich robusten Außenhaut, die geringstmöglicher Pflege bedarf und dabei eine sehr hohe Wertigkeit und Nachhaltigkeit ausstrahlt. Dreifach verglaste, bodentief und zweiflügelig ausgeführte französische Holz-Aluminium-Fenster mit integrierten Sonnenschutzlamellen in einem kontrastierenden Anthrazitton tragen dazu bei, dass die Strenge der Kubatur feingliedrig aufgelöst wird. Sie unterstreichen dabei zugleich die betont vertikale Ausrichtung des Baukörpers. Diese klassische Ausformulierung verleiht dem Neubau den Charakter eines noblen Stadthauses.
Fotos:
Lukas Roth
www.lukas-roth.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 02|21)