Immer der Brandwand nach
Innenausbau bringt viel Holz, Nischen und sogar eine Wasserstelle in die Altbauwohnung
Wie sich in die Jahre gekommene Objekte in modernes Wohndesign verwandeln lassen, ist immer wieder spannend zu sehen. Die 205 m² große Wohnung mit sieben Zimmern in einem Haus aus dem frühen 20. Jahrhundert in Charlottenburg ist ein solches Beispiel. Seiner Entstehungszeit gemäß präsentiert sich das Objekt als typischer Altbau: hohe Decken, verwinkelter Grundriss und ein eher unübersichtliches Raumgefüge. Wie also kann aus dieser Vorlage etwas Neues entstehen? Vor dieser Aufgabe stand das Studio Loes. „Unser Konzept basiert darauf, durch eine intelligente Gestaltung und Anbringung maßgefertigter Einbaumöbel an zentralen Stellen innerhalb der Wohnung und entlang der an der gesamten Westseite verlaufenden Brandwand das Fragmentarische harmonisch aufzulösen“, erklärt Projektleiter Lukas Specks.
Auf diese Weise ist eine intuitive Wegeführung durch die einzelnen Räume entstanden. Zugleich blieben Altbauelemente wie Stuckleisten, Bordüren und Rundbögen bewusst unberührt, so dass ein konstanter Dialog zwischen Altbaubestand und zeitgenössischem Design stattfindet. Anstelle der altbautypischen Nischen und versetzten Ecken finden sich im Eingangsbereich nun funktionale, deckenhohe Einbaumöbel aus hell lasiertem Eichenholz wieder. Die oben abschließende, alte Stuckleiste erinnert an längst vergangene Zeiten. Über das Foyer gelangt man in den Wohnbereich, wo der Blick gleich auf ein maßgearbeitetes Bücherregal aus massivem Walnussholz fällt. Das zentrale Möbelstück füllt die gesamte Fläche der Brandwandseite und ist aufgrund der nach oben hin schmaler werdenden Regalböden begeh- oder besser gesagt erklimmbar. Auch in der Küche setzt sich die Präsenz der Holz-Einbaumöbel entlang der Brandwand fort. In Kombination mit der zentralen Kücheninsel und den Ablagen aus Edelstahl wirkt dieser Raum insgesamt reduzierter. Der 15 Meter lange, recht schmale Flur verlängert Wohnraum und Küche bis hin zur Ankleide, die den Auftakt zum Schlaf- und Badezimmer bildet. Einzelne, eigens für das Projekt entworfene „Stumme Diener“ aus Bergkristall und Edelstahl sind Blickfang und schlichte Kleidungaufbewahrung zugleich. Weiter geht’s ins Badezimmer, wo sich die „Wasserstelle“ inklusive Waschtisch, Dusche und Nische mit WC völlig freigestellt als Objekt mitten im Raum präsentiert. So konnten sämtliche Wände von Sanitärobjekten freigelegt und der Zugang zum ehemaligen Dienstbotenaufgang ermöglicht werden, wo sich nun eine treppenförmige Sauna befindet.
Fotos:
Studio Loes
(Erschienen in CUBE Berlin 02|25)