Hygge trifft Zen
Eine Münchner Augenarztpraxis ist nicht nur stilistisch etwas Besonderes
Reduziert-minimalistisch und zugleich warm und einladend: Bei dieser Arztpraxis in der Münchner Altstadt vereinen sich Hygge und Zen zu einem stimmigen und harmonischen Ganzen. Doch das ist noch nicht alles – denn bei diesem Projekt gab es noch eine ganz spezielle Anforderung an den Münchner Architekten Christian Sandweger und sein Büro arcs architekten: Der praktizierende Mediziner ist Augenarzt und betreut seheingeschränkte Menschen. „Deswegen sind die Räume hell, die Raumabfolgen sind klar strukturiert, die Fußbodenleisten von oben beleuchtet und es gibt nirgendwo Kanten“, erläutert der Architekt, der für den Bauherren bereits ein größeres Wohnobjekt komplett neugestaltet und energetisch ertüchtigt hat. Für seine neue Praxis wünschte sich der Augenmediziner Klarheit und gleichzeitig Gemütlichkeit, ein „Hygge-Gefühl“ eben, ohne kühle Materialien wie Glas oder Stahl.
Das ehemalige Büro eines Handelskonzerns in einer Immobilie aus den 1980er-Jahren ist nach der in einer Rekordzeit von nur vier Monaten umgesetzten Umgestaltung jetzt nicht wiederzuerkennen. Sandweger, der schon viel in Asien und Japan unterwegs war und den minimalistischen Zen-Stil sehr schätzt, verlieh den Räumen, in Zusammenarbeit mit den Innenarchitekten von denkwerkstatt.de und Böhmler Büro und Objekt, einen komplett neuen Style: Holzlamellen aus Nussbaum setzen an verschiedenen markanten Stellen dezente architektonische Gestaltungsakzente zur Strukturierung. Auch der abgerundete Empfangscounter ist mit dem warmen, haptisch angenehmen Material verkleidet. Zusätzlich ist er von unten beleuchtet. Damit sich Patie:innen besser zurechtfinden, wurde gezielt ein Hell-Dunkel-Effekt erzeugt: So ist der Boden aus geöltem hellen Eichenholz, die Gänge sind hell erleuchtet und die Behandlungsräume wie die Eingangstür aus dunklem Nussbaumholz. Somit sind die Wege klar erkennbar, die Orientierung fällt leicht, vor allem auch, weil die Türen dunkel sind. Zudem wurden sie flächenbündig eingebaut, um ein Hängenbleiben zu vermeiden. Weiße Wände bieten die Bühne für großformatige moderne Kunst, im Wartezimmer sorgt eine japanisch-inspirierte Motivtapete mit einem fliegenden Vogelschwarm für Abwechslung. Eine lange Wartebank mit blauen Sitzauflagen und einfache dunkle Holzstühle sorgen hier für eine aufgeräumte und ruhige Atmosphäre. Dass all ihre Wünsche in Zusammenarbeit von allen Beteiligten so hervorragend umgesetzt wurden, freut das in Einrichtungsfragen erfahrene und anspruchsvollen Bauherren- und Ärztehepaar sehr.
Fotos:
Antje Hanebeck
www.antjehanebeck.de
(Erschienen in CUBE München 01|24)