Hauptdarsteller Fassade
Wohn- und Geschäftshaus mit ganz besonderer Schauseite
Ein Gebäude in zweiter Reihe wartet mit einer Fassade auf, die Aufmerksamkeit auf sich zieht: Sie sollte nicht nur optisch ansprechend, sondern im Idealfall auch innovativ sein. Für seine Bauaufgabe in der Bundesallee gelang es dem Berliner Architekten Michael Kunat, ein besonders modulares Fassadenkonzept zu entwickeln. Raumhohe, schmale Fassadenmodule aus Aluminium übernehmen verschiedene Funktionen, die beliebig ausgetauscht werden können: sie sind Fenster, Photovoltaikmodule- oder modifizierte Holzflächen, vertikale Grünflächen oder „Fensterläden“ in Gestalt außen liegender Rollos. So entsteht ein abwechslungsreiches Fassadenbild, mit Elementen, die sich „nützlich machen“: Sie versorgen das Gebäude mit Licht, Energie und erfrischendem Grün – oder bieten zugleich Sichtschutz. In einen filigranen Alurahmen eingepasst, geben die bündig abschließenden Paneele dem Gebäude einen leichten, luftigen Charakter. Die senkrechten Beete sind mit einheimischen, immergrünen Pflanzen bestückt, die „atmen“, und die CO₂-Bilanz des Gebäudes zusammen mit den anderen Elementen des Begrünungskonzepts – Gartenhof, Dachflächen, Loggien und Terrassen – positiv beeinflussen. Je nach Bedarf und Wunsch der Nutzenden kann ein Fassadenelement gegen ein anderes ausgetauscht werden. Ein Stahlbeton-Skelettbau bildet den Rahmen für dieses Konzept, das sich im Innern flexibel an zukünftige Wohnformen und technische Entwicklungen anpassen lässt. Das Ziel ist die Verbindung von Lebensqualität und ökologische Verantwortung. Hinter der innovativen Fassade verbirgt sich ein siebengeschossiges Mixed-Use-Gebäude in sehr zentraler Lage in Charlottenburg, unweit des Ku-Damms. Die Bauherren, die Fortuna Familien GmbH, hatten das unglaubliche Glück, in dieser Gegend, in der es eigentlich kein Bauland mehr gibt, ein Restgrundstück im Hinterhof zu erwerben, das davor ein Parkplatz gewesen war. Das Wohn- und Geschäftshaus fügt sich jetzt in seine Lücke in zweiter Reihe, als hätte es schon immer hier gestanden. Das Gebäude wirkt trotz seiner stattlichen Größe filigran und luftig – auch ein Effekt, der durch die Leichtigkeit der Fassade erreicht wird. Das Haus birgt in den ersten beiden Geschossen vier Büroflächen mit einer Größe von 74–124 m². Die darüber liegenden Geschosse sind Mietwohnungen vorbehalten – bewusst verzichtete das Berliner Familienunternehmen auf Wohnungseigentümer. Insgesamt 18 barrierefreie Wohnungen in den Größen von einem bis vier Zimmern (22–100 m²) entstanden hier – ergänzt durch zwei Penthousewohnungen mit je 30 m² Dachterrasse. Auf der Rückseite gibt es Loggien zum kleinen, begrünten Garten gen Osten. Die Innenräume überzeugen durch hochwertige Materialien – bei der Ausstattung des Eingangsbereichs, wie für die Büros und Wohnungen: Terazzoboden, lederbezogene Sitzgelegenheiten und Holzverkleidung im Entree, helle Einbauküchen, Eichenparkett und Natursteinbäder in den Wohnungen. Eine skulpturale Kunst am Bau begleitet das Projekt: Als silbern glänzende, stilisierte Pflanze windet sie sich entlang der Wand in den Hinterhof und „wächst“ an der Brandmauer zum Nachbarn weiter. Das Kunstwerk entwarf der deutsche Maler und Bildhauer Stefan Szczesny.
Fotos:
Kunat Architekten
(Erschienen in CUBE Berlin 03|25)

