Schwedenurlaub in Frankfurt
Ein kleines, aber feines Domizil mit Feriencharakter mitten in der Stadt
Ein neues Häuschen mitten im beliebten Bockenheim? Selten, aber möglich, wenn einige Voraussetzungen stimmen. Wie bei dem Bauherren von ffm-architekten. Tovar + Tovar. Denn für das Ehepaar hatte das Architekturbüro bereits vor Jahren eine ehemalige Bäckerei mit Backstube in einem fünfgeschossigen Gründerzeithaus in ein Wohnreich verwandelt. Nun sollte im Innenhof auch noch für den Nachwuchs Wohnraum geschaffen werden. Das „Kinderhaus“ mit Bad und zwei Zimmern sollte dabei als eigenständiges Haus erkennbar sein – obwohl es auf den eingeschossigen Anbau aufgesetzt wurde und nur 40 m² Grundfläche hat. Eine Teilaufstockung für die bestehende eingeschossige Wohnraumerweiterung also, bei der das Baurecht zudem eine Dachschräge zum Nachbarn vorschrieb.
Mit Reduktion und Blick auf das Wohnumfeld hat das Frankfurter Architekturbüro die Aufgabe gelöst und damit auch noch einen Hauch von Schwedenurlaub geschaffen. Mitten in der Stadt. „Die schwedenrote Blechfassade kontrastiert harmonisch mit dem umgebenden Grün der Hecken und Bäume. Das macht die Aufstockung zu einer Art Ferienhaus in der Stadt“, erläutert der Architekt Hendrik Tovar das kleine, aber feine Haus. „Ein funktionaler Grundriss, geschickte Raumausnutzung, eine Galerie im Dachspitz zu der eigens angefertigte Regaltreppen führen, ein kleines und helles Bad in der Dachschräge – all das sind typische Merkmale der Ferienarchitektur.“ Die vorgeschriebene Fluchttreppe dient zugleich als eigener Zugang zum Garten, was den Gedanken eines eigenständigen Hauses unterstützt. Im Innern hebt sich das kleine Gebäude ebenfalls vom Mutterhaus ab: Während in den öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss eine helle Gestaltung auch durch elfenbeinfarbene Zementestriche erzeugt wird, sind in der Aufstockung die sichtbar bleibende Holzkonstruktion, die Treppen und Böden aus natürlichem Eichenholz prägend und schaffen eine private und wohnliche Atmosphäre.
Auch bei den Materialien haben die Architekten reduziert und sich auf einige Baustoffe konzentriert: „Wir haben auf eine nachhaltige, natürliche Gestaltung besonderen Wert gelegt. Die gesamte Konstruktion des Hauses besteht aus nachwachsenden Rohstoffen“, so Tovar. Boden, Wand und Decken bestehen aus rund 15 cm dicken, massiven Nadelholzelementen. Praktisch: Diese konnten vor Ort an nur zwei Tagen zusammengesetzt werden. Die Holz-Alu-Fenster und die Gartentreppe bilden mit der Dach- und Fassadenbekleidung aus beschichteten Stahlelementen nicht nur eine gestalterische Einheit. Die dafür verwendete ökologische Pflanzenfarbe findet sich auch auf traditionellen Schwedenhäusern.
Fotos:
ffm-architekten; Markus Raupach und Hendrik Tovar
(Erschienen in CUBE Frankfurt 02|21)