Reaktivierte Bausubstanz

Das alte Rathaus in Meerbusch wurde denkmalgerecht modernisiert und erweitert

Ein Zeichen und Zeugnis für städtisches Wachstum ist das Rathaus an der Dorfstraße in Meerbusch-Büderich. Das historische Gebäude mit dem repräsentativen Treppengiebelrisalit und den niedrigeren seitlichen Zugangsbauten wurde 1902 nach Plänen des Düsseldorfer Architekten C. Hövel errichtet. Außerhalb des alten Dorfkerns gelegen, bündelte es verwaltungstechnisch das zusammengewachsene Agglomerat mehrerer Dörfer und legte somit den Grundstein für die spätere Stadt Meerbusch. Zunächst als Wohn- und Amtshaus des Büdericher Bürgermeisters gedacht, wurde es über die Jahrzehnte zu einem Verwaltungsgebäude erweitert und umgebaut, das erste Mal bereits 1911, zuletzt in den 1980er-Jahren. Das Büro E2 Architekten aus Meerbusch wurde  nun damit beauftragt, das Gebäudeensemble zu modernisieren und auf einen aktuellen technischen Stand zu bringen. Dabei galt es insbesondere, die Nutzungsanforderungen eines modernen Verwaltungsbetriebes mit den Auflagen des Denkmalschutzes zu vereinen. Die ursprüngliche historische Bausubstanz wurde dabei weitgehend wieder freigestellt, nicht zuletzt durch den Rückbau eines Bauteils.    

Auf zwei Etagen und einem Dachgeschoss beherbergt das Hauptgebäude des Meerbuscher Rathauses heute die Büroräume des Bürgermeisters sowie weiterer Abteilungen wie die der Wirtschaftsförderung und der Öffentlichkeitsarbeit. Alle Räumlichkeiten sind von Holzbalkendecken überspannt, die aufwendig ertüchtigt werden mussten, um den geltenden schallschutz- und brandschutztechnischen Auflagen zu entsprechen. Zudem wurde eine Kühlungs- und Lüftungsanlage installiert, die eine effiziente Belüftung der wesentlichen Büros ermöglicht. Ansonsten wurde bei der Instandsetzung der Räume darauf geachtet, dass so viel wie möglich der vorgefundenen alten Bausubstanz denkmalgerecht erhalten wird: Sowohl vorgefundene Stuckelemente als auch unter einigen Tapetenschichten zutage geförderte Wandornamente, historische Bodenbeläge und Eingangstüren wurden so weit wie möglich restauriert. Auch die Holztreppen der beiden historischen Treppenhäuser und die alten Guss­heizkörper wurden aufgearbeitet und reaktiviert – letztere werden nun mit Fernwärme betrieben. 

Um die ursprüngliche Kubatur des Gebäudes freizustellen, wurde schließlich ein rückseitiger zweigeschossiger Anbau von 1959 entfernt, der ursprünglich das Straßenverkehrsamt beheimatete. Der ungeschickt proportionierte und bautechnisch komplizierte Anbau wurde durch einen eingeschossigen, transparenten Baukörper ersetzt, der einen kleinen Konferenzsaal beherbergt. Der in Material und Farbgebung bewusst abgesetzte Baukörper öffnet sich mit seiner verschattbaren Glasfassade großzügig zum Rathausgarten und ist durch ein neues Erschließungskonzept auch barrierefrei zugänglich. Eine zeitgemäße Medientechnik erlaubt einen reibungslosen Sitzungs- und Veranstaltungsbetrieb.

www.e2architekten.de

Fotos:

Ruth Eichmann 

Michael Reisch
www.michaelreisch.com

(Erschienen in CUBE Düsseldorf 04|21)

Know-How auf italienische Art

„Made in Italy“ ist das Gütezeichen einer Wohnungszusammenlegung in Berlin

Vom Wald inspiriert

Nachhaltiges Bildungszentrums mit Verwaltung im Schwarzwald setzt auf das Potenzial von Holz

Ein Tempel für Berlin

Das Reethaus in der Rummelsburger Bucht – sakral und profan zugleich

Die zwei Seiten

Organische Front trifft auf klare, lineare Rückfassade