Kleiner Bruder im Park
Die FOM hat auf ihrem Campus in Derendorf einen skulpturalen Seminar-Pavillon bekommen
Mit markanter skulpturaler Geste begrüßt der Neubau der privaten FOM Hochschule seit 2017 seine Studierenden im Stadtteil Derendorf: Die dynamische Außengestalt des Baukörpers, der über eine Rampe und weitere Fußgängerverbindungen erreicht wird, reflektiert dabei die besondere städtebauliche Situation am Rande des Gleisfeldes und der darüber kreuzenden Straßenbrücke. Im vergangenen Jahr wurde der FOM ein weiterer Baustein auf Erdbodenniveau hinzugefügt: Nach Plänen des auch hier verantwortlichen Berliner Architekturbüros J. Mayer H. entstand ein eingeschossiger Pausenpavillon, der die individuelle Formensprache des Hochschulgebäudes in das Campusgelände weiterträgt, das durch eine großzügige, vielfältig gestaltete Parkanlage geprägt ist.
Der eingeschossige Baukörper, der eine Nutzfläche von 120 m² umfasst, wurde passend zum benachbarten Stammhaus in Beton ausgeführt – allerdings erhielt er nicht wie das Hauptgebäude eine metallbeschichtete Duraflon-Fassade, sondern wurde monolithisch als Sichtbeton-Baukörper errichtet. Entsprechend hoch waren die Anforderungen, die an die Ausführung der Schalung gelegt wurden. Die massiv ausgebildete Dachplatte zeichnet in ihren Konturen ein an den Ecken abgerundetes, teilweise leicht organisch ausgebuchtetes Rechteck nach, das allein von drei, mit dem Dach organisch verwachsenen Stützen getragen wird, wobei diese die Last räumlich-dynamisch in der Diagonalen abtragen. Zur Südseite kragt das Dach dabei mehrere Meter stützenfrei über die Glasfassade des Pavillons hinaus – was den von der Tektonik des Tragens befreiten Schwebecharakter des Bauwerkes besonders betont. Dabei entsteht zugleich ein überdachter Außenraum, der den Eingangsbereich des Gebäude akzentuiert. In dem vollständig transparent ausgebildeten Pavillon-Kubus befindet sich ein Aufenthalts- und Seminarraum, der über einen direktem Zugang zur Parkgarage verfügt, die unter der Parkfläche angeordnet ist. Auch wenn das Dach umseitig über den inneren Glaskubus hinauskragt, benötigt das Gebäude keinerlei Verschattung oder Sonnenschutzelemente. Seine Verglasung wurde mit thermochromen Glas ausgeführt: Eine im Mehrscheiben-Isolierglas integrierte Vanadium-Oxid-Schicht verändert den Einfall von Infrarotstrahlen: Bei tiefen Temperaturen werden die wärmenden Infrarotstrahlen der Sonne durchgelassen, bei hohen Temperaturen werden diese dagegen reflektiert.
Fotos:
David Franck
www.davidfranck.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 03|23)