Spiel mit Gegensätzen
Eine Maisonette-Wohnung im gründerzeitlichen Altbau zeigt detailreiche Interieur-Lösungen
An diesem Objekt der Kölner Bachmann Badie Architekten in einer Kölner Wohnstraße im Agnesviertel ist nichts gewöhnlich. Von außen ist es ein klassisches Dachgeschoss, das sich selbstverständlich in das Bild des denkmalgeschützten Gründerzeithauses einfügt. Im Inneren überrascht es mit einer ungewöhnlichen Raumaufteilung, durch lichte und offene Räume sowie moderne Materialien und Oberflächen. Für die nach eineinhalbjähriger Planung und ebenso langer Umsetzung 2018 fertiggestellte Maisonette-Wohnung wurde die vorhandene Dachkonstruktion des ehemaligen Speichers vollständig entfernt und zweigeschossig wieder aufgebaut.
Die Herausforderung war, trotz der neuen niedrigen Geschosshöhen, die durch die maximal mögliche Firsthöhe begrenzt waren, und der verwinkelten Dachgeometrie einen großzügigen und frei wirkenden Raumeindruck zu erreichen. Statt klassischer Innenwände sorgen nun eine Sichtbetonwand und eine bepflanzte Stele über beide Geschosse für eine luftige Raumaufteilung, ohne den fließenden Raumeindruck zu stören. Heller Sichtbeton für die tragenden Bauteile wie Wand und Decke sowie weiße Dachflächen verstärken den lichten Eindruck. Im Kontrast dazu stehen die mit schwarzem Filz bezogenen festen Wandelemente und die orange beschichteten Schiebeelemente. Diese sorgen für Privatheit, wenn sie gebraucht wird, und die punktuell eingesetzten Holzflächen aus Fichtelamellen für eine verbesserte Akustik. Wie ein Spiel mit der Geometrie wirken die vielen Details, so zum Beispiel die vorgesetzten, fast skulptural wirkenden Geländer aus schwarz lackiertem Flachstahl. Die Beleuchtung führt das Entwurfsprinzip der Betonung und Kontrastierung verschiedener Elemente durch schwarze linienförmige Lichtprofile und -schienen sowie Punktleuchten fort. Darüber hinaus verbindet eine kühne Treppenkonstruktion die beiden Geschosse: Sie ist eine in die Sichtbetonwand eingespannte Kragtreppe aus Stahl mit Stufen aus weiß lackierten Stahlblechen. Absoluter Hingucker ist die grüne Pflanzstele, eine mit schwarzem Filz bespannte Holzkonstruktion mit abgerundeten Ecken. Als Pendant und verbindendes Element an der Treppenöffnung wurde eine mit schwarzem Filz verkleidete Wandscheibe – ebenfalls mit abgerundeten Ecken – platziert. Passend zu dem modernen Design scheinen manche Bereiche der Wohnung von der Schwerkraft befreit zu sein: Der mit Eichenparkett ausgestattete Wohnbereich wurde als Holzpodest mit abgesetzter Schattenfuge gestaltet. Ebenso der Küchenblock, der – vom Boden abgelöst – einen im Raum schwebenden Eindruck erweckt. Die Küchenzeile lässt sich überdies fast unsichtbar in den Wohnraum integrieren, wenn sie geschlossen wird. Im geöffneten Zustand bildet die orangefarbene Rückwand ein farbliches Pendant zu den Schiebeelementen der zweiten Ebene. Für eine maximale Sichtbeziehung zwischen den Bereichen, wie von der Küche zum Kamin, wurde auch hier konsequent auf durch Wände abgetrennte Räume verzichtet.
Fotos:
Caroline Sieg
www.carolinesieg.com